Robert Klatt
China, Europa und die U.S.A. benötigen immer mehr Lithium für die Elektroautoproduktion. Dies wird schon bald zu einem globalen Engpass führen, der die Konkurrenz um Lithiumimporte erhöht, Versorgungsengpässe auslöst und die globalen Handelsbeziehungen belastet.
Shanghai (China). Das Alkalimetall Lithium wird hauptsächlich für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus verwendet, die unter anderem in Elektroautos, Smartphones und Laptops verbaut werden. Ein Großteil der globalen Lithiumgewinnung erfolgt bisher in Chile, Argentinien, China und Australien, wo der Rohstoff in Salzseen und im Bergbau gewonnen wird. Laut einer Studie der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (Fraunhofer IEG) besitzt Deutschland ausreichend große Lithiumreserven, um seinen Eigenbedarf zu decken. Diese wurden bisher aber kaum erschlossen.
Forscher der East China Normal University (ECNU) haben nun untersucht, ob die aktuelle Lithiumgewinnung und der geplante Ausbau ausreichen, um den stetig zunehmenden Bedarf der Elektroautoproduktion zu decken. Laut der Publikation im Fachmagazin Cell Reports Sustainability kamen sie dabei zu dem Resultat, dass die Versorgung mit dem Batterierohstoff 2030 nicht mehr ausreichend hoch ist, um alle Unternehmen zu beliefern.
„Lithium ist heute so wichtig wie Benzin in der industriellen Revolution. Die Lithiumreserven sind zwar weltweit beträchtlich, aber ungleichmäßig auf die verschiedenen Länder verteilt.“
Laut der Studie ist der Lithiumengpass in Europa am größten. Die lokale Förderung soll 2030 bei 325.000 Tonnen Lithiumcarbonat pro Jahr liegen. Die Forscher der ECNU haben aber errechnet, dass der Bedarf bei rund 792.000 Tonnen liegen wird, also die Förderung um mehr als das doppelte übertrifft.
China und die U.S.A., wo kürzlich in Arkansas ein großes Lithiumvorkommen entdeckt wurde, können ihren Lithiumbedarf ebenfalls nicht decken. In den U.S.A. soll die Förderung laut der Studie 2030 bei 610.000 Tonnen liegen, was ausreichend ist, um einen Großteil des Bedarfs zu decken (90 %). Der prognostizierte Lithiumbedarf von China liegt 2030 bei 1,3 Millionen Tonnen und die Förderung bei 1,1 Millionen Tonnen.
Es wird somit deutlich, dass Europa, China und die U.S.A. nicht ohne Lithiumimporte auskommen können. Die drei Regionen werden somit um die Importe anderer Länder konkurrieren. Laut den Forschern könnte dies zu Versorgungsengpässen führen und die globalen Handelsbeziehungen belasten.
Die Wissenschaftler empfehlen deshalb, neben dem Ausbau der Lithiumförderung auch in die Erforschung neuer Batterietechnologien zu investieren. Diese sollen weniger oder kein Lithium enthalten und dadurch die Versorgungssituation entlasten.
Cell Reports Sustainability, doi: 10.1016/j.crsus.2025.100404