Hohe Vermögen

Ist (extremer) Reichtum unmoralisch?

 Robert Klatt

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Die acht reichsten Personen besitzen ein so hohes Vermögen wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Eine Umfrage zeigt nun, wie Menschen die wirtschaftliche Ungleichheit und die grundsätzliche Verurteilung von übermäßigem Reichtum beurteilen.

Amherst (U.S.A.). Die Zahl der Millionäre nimmt kontinuierlich zu. Laut dem aktuellen World Wealth Report der Beratungsgesellschaft Capgemini besitzen inzwischen rund 23,4 Millionen Menschen ein anlagefähiges Vermögen von mindestens einer Million Dollar. Immer mehr Menschen sind jedoch auch der Ansicht, dass hohe Vermögen unmoralisch sind und der Gemeinschaft schaden.

Dafür sprechen auch unterschiedliche Studien, etwa eine Analyse der Linnaeus University (LNU), laut der Privatjets immer höhere CO₂-Emissionen verursachen, sowie eine Analyse von Oxfam, laut der die 50 reichsten Milliardäre mit ihren Yachten, Privatjets und Investitionen in 90 Minuten mehr CO₂ emittieren als ein Durchschnittsmensch in seinem Leben. Das Problem wird zudem an der extremen Ungleichheit deutlich, die sich darin zeigt, dass inzwischen die acht reichsten Personen ein so hohes Vermögen wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung zusammen besitzen.

Umfrage zu extremem Reichtum

Forscher der University of Massachusetts Amherst (UMass Amherst) haben angesichts dieser ökonomischen Situation eine Umfrage durchgeführt, die untersucht hat, wie Menschen die wirtschaftliche Ungleichheit und die grundsätzliche Verurteilung von übermäßigem Reichtum beurteilen. Laut der Publikation im Fachmagazin PNAS Nexus haben an der Studie 4.351 Personen aus 20 Ländern teilgenommen.

Die zentrale Frage lautete „Ist es moralisch falsch, zu viel Geld zu haben?“. Die Wissenschaftler haben dabei offengelassen, was als „zu reich“ definiert ist, weil sich die Vorstellungen von exzessivem Reichtum sowohl kulturell als auch individuell stark unterscheiden.

Ökonomische Situationen beeinflussen die Einstellung zum Reichtum

Menschen aus Russland, Irland und der Schweiz verurteilen extremen Reichtum am häufigsten. Am geringsten war die Kritik bei Umfrageteilnehmern aus Peru, Argentinien und Mexiko. Im globalen Mittel lag die Bewertung zwischen „überhaupt nicht falsch“ und „mäßig falsch“.

Die Antworten zeigen zudem, dass ein Zusammenhang zwischen dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes und der moralischen Haltung gegenüber Reichtum seiner Bewohner besteht. Je höher der Wohlstand in einem Land ist, desto eher wurde übermäßiger Reichtum als moralisch fragwürdig angesehen. Die Forscher denken, dass dies damit zusammenhängen könnte, dass die negativen Auswirkungen großer Vermögen in solchen Gesellschaften am deutlichsten werden. Zudem spielt der Grad der sozialen Gleichheit eine große Rolle. In Ländern mit einer geringen Ungleichheit wird extremer Reichtum stärker moralisch abgelehnt als in Ländern mit großen Einkommensunterschieden.

Außerdem zeigt die Umfrage, dass die Persönlichkeit eines Menschen und seine moralische Einstellung gegenüber extremem Reichtum stark miteinander verknüpft sind. Personen, denen Autorität und leistungsbasierte Belohnung wichtig sind sowie Personen mit einer politisch eher rechten Position kritisieren hohe Vermögen seltener. Jüngere Menschen und Menschen, denen Gleichheit wichtig sind, lehnen extremen Reichtum am häufigsten ab.

PNAS Nexus, doi: 10.1093/pnasnexus/pgaf158

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