Reallohnverlust

Gewinne steigen in Deutschland deutlich stärker als Gehälter

Dennis L

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In Deutschland sind die Unternehmensgewinne deutlich stärker gestiegen als die Löhne. Lediglich in den unteren Einkommensgruppen hat die Erhöhung des Mindestlohns zu einer deutlichen Kaufkraftzunahme geführt.

Paris (Deutschland). Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, dass Unternehmen in Deutschland in den letzten Jahren ihre Gewinne deutlich stärker steigern konnten als in den meisten anderen Mitgliedsstaaten. Der Stückgewinn der Unternehmen ist seit Ende 2019 um 24 Prozent gestiegen, während die Lohnstückkosten nur um 13 Prozent zugenommen haben.

„Der Anstieg der Stückgewinne liegt über dem OECD-Durchschnitt, der Anstieg der Lohnstückkosten dagegen darunter. Der Abstand zwischen den beiden Werten ist in Deutschland deutlich größer als in Frankreich, Italien, Spanien und im Vereinigten Königreich.“

Der Stückgewinn bezeichnet in der Ökonomie die Differenz zwischen den Kosten und dem Erlös eines Produkts. Die Lohnstückkosten sind die Lohnkosten, die für ein einzelnes Produkt anfallen.

Inflation durch hohe Gewinne

Laut der OECD-Analystin Anja Meierkord haben die hohen Unternehmensgewinne einen großen Anteil an der hohen Inflation.

„In vielen OECD-Ländern sind die Gewinne stärker gestiegen als die Arbeitskosten, was wesentlich zum Preisdruck beiträgt. Dies gilt auch für Deutschland.“

Die Unternehmen haben also prinzipiell ausreichend finanziellen Spielraum, um die Löhne deutlich zu erhöhen. Dies würde vor allem bei Menschen mit einem geringen Gehalt den Kaufkraftverlust abmildern und einen Zunahme der wirtschaftlichen Ungleichheit verhindern.

Deutlicher Reallohnverlust in Deutschland

In fast allen der 34 OECD-Mitgliedsstaaten sind die Reallöhne durch die hohe Inflation, die besonders durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zunahm, gesunken. Im ersten Quartal 2023 lag der Reallohnverlust in Deutschland gegenüber dem Vorjahresquartal bei 3,3 Prozent. Die Erhöhung des Mindestlohns im Oktober 2022 hat dazu geführt, dass die Reallöhne bei Menschen aus dieser Lohngruppe deutlich gestiegen sind. Inflationsbereinigt besitzen diese eine 12,4 Prozent höhere Kaufkraft als Anfang 2022.

Geringe Arbeitslosenquote in Deutschland

Die Arbeitslosenquote in Deutschland liegt laut der Berechnungsmethode der OECD aktuell bei 2,9 Prozent und ist damit eine der niedrigsten innerhalb der Mitgliedsstaaten. Trotzdem ist die Konjunkturprognose der OECD für Deutschland negativ.

„Laut OECD-Prognosen wird die deutsche Wirtschaft 2023 stagnieren, da die hohe Inflation die Realeinkommen und Ersparnisse schmälert und den Konsum dämpft.“

Angesichts der prognostizierten Entwicklung ist es unsicher, ob die Arbeitslosenquote weiterhin auf dem niedrigen Stand bleiben wird.

„Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob der deutsche Arbeitsmarkt weiter so gut bleiben kann.“

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