Ukrainer in Deutschland

Flüchtlingen sind Arbeitschancen wichtiger als Sozialleistungen

 Robert Klatt

Ukrainerin auf einer Jobmesse in Deutschland )kcotS ebodAareV(Foto: © 

Flüchtlinge aus der Ukraine achten bei der Auswahl des Ziellandes vor allem auf die Jobchancen und das potenzielle Einkommen auf dem Arbeitsmarkt. Die Höhe von Sozialleistungen spielt eine untergeordnete Rolle.

München (Deutschland). In Deutschland leben laut dem Mediendienst Integration rund 1.257.048 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine (Stand: 30. April 2025), darunter etwa 900.000 Erwachsene. Die Beschäftigungsquote der Ukrainer in Deutschland, darunter neben Flüchtlingen auch nicht geflüchtete Personen, liegt bei knapp über einem Drittel (34,9 %) (Stand: Mai 2025). Ein Großteil davon arbeitet in sozialversicherungspflichtigen Jobs.

Angesichts der großen Anzahl an Flüchtlingen aus der Ukraine in Deutschland und anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) hat das ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. (ifo) über 3.300 Flüchtlinge aus der Ukraine befragt, ob sie Länder mit höheren Sozialleistungen oder mit besseren Jobchancen bevorzugen.

Jobchancen und Gehälter sind entscheidend

Die Umfrageteilnehmer mussten sich in einem hypothetischen Szenario zwischen einem Land mit guten Arbeitschancen und höheren Gehältern und einem Land mit höheren Sozialleistungen entscheiden. Die Antworten zeigen, dass vor allem die Chancen auf dem Arbeitsmarkt entscheidend sind und die Sozialleistungen eines Landes eine untergeordnete Rolle spielen.

„Die Aussicht auf einen Arbeitsplatz, der zur eigenen Qualifikation passt, und ein höheres Lohnniveau haben einen deutlich stärkeren Effekt auf die Entscheidung der Geflüchteten, in welches Land sie gehen, als Sozialhilfen oder andere staatliche Leistungen.“

Wenn die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt positiv sind, ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Flüchtlinge aus der Ukraine das Land bevorzugen würden, laut der Umfrage deutlich höher (15 %). Ein um 500 Euro höherer Durchschnittslohn erhöht die Entscheidungswahrscheinlichkeit für ein Land ebenfalls deutlich (9 %). Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und die potenziellen Einkommen sind somit Faktoren, die deutlich wichtiger sind als die geografische Nähe des Landes zur Ukraine.

„Wir sehen, dass Lohnunterschiede eine fast vier Mal stärkere Rolle bei der Wahl des Ziellands von ukrainischen Geflüchteten spielen als Unterschiede in Sozialleistungen. Das heißt natürlich nicht, dass Sozialleistungen keine Rolle spielen.“

Die Umfrage zeigt somit deutlich, dass auch für aktuell erwerbslose Flüchtlinge vor allem die Arbeitschancen im Zielland entscheidend sind. Zudem spielen die Rückkehrabsichten eine Rolle. Flüchtlinge, die dauerhaft nicht in die Ukraine zurückkehren wollen, bevorzugen Länder mit ökonomischen Vorteilen, während Flüchtlinge, die nach dem Krieg in die Ukraine zurückkehren wollen, eher in Zielländern leben möchten, in denen sich auch ihre Familie und Freunde aufhalten.

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