Hohe Erwerbstätigkeit?

Flüchtlinge sind gut in den deutschen Arbeitsmarkt integriert

Robert Klatt

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Flüchtlinge werden in Deutschland oft kritisiert, weil sie schlecht in den Arbeitsmarkt integriert sein sollen. Eine Studie hat nun die Erwerbstätigenquote und die Beschäftigungsqualität analysiert.

Nürnberg (Deutschland). In den letzten Jahren, vor allen während der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/2016, kamen viele Flüchtlinge, Migranten und anderen Schutzsuchende nach Deutschland. Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) um Herbert Brücker haben nun untersucht, wie gut die Menschen in den Arbeitsmarkt der Bundesrepublik integriert sind. Laut den Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung ist nach sieben Jahren (63 %) und acht Jahren (68 %) ein Großteil der Personen erwerbstätig.

Ein Großteil der 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge hat 2022 gearbeitet (64 %), davon nahezu alle in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen (90 %). Der Anteil der Erwerbstätigen war bei Frauen (31 %) und Männern (75 %) aber stark unterschiedlich.

Beschäftigungsqualität nimmt zu

Die Studie zeigt zudem, dass nicht nur die Erwerbstätigenquoten, sondern auch die Beschäftigungsqualität mit der Aufenthaltsdauer zunimmt. 2022 war ein Großteil der 2015 zugezogenen Flüchtlinge in Vollzeit beschäftigt (76 %). Der Bruttomonatsverdienst der Vollzeitbeschäftigten lag im Mittel 2.570 Euro. Dies entspricht einem Bruttostundenlohn von 13,70 Euro, was über der damaligen Niedriglohnschwelle von 12,50 Euro lag.

„Die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen sind entscheidend für die Arbeitsmarktintegration. So geht die Beschleunigung der Asylverfahren und schrittweise Reduzierung der Fristen für Beschäftigungsverbote mit einem Anstieg der Erwerbstätigenquoten der Geflüchteten einher.“

Bürokratie erschwert Erwerbstätigkeit

Laut den analysierten Daten beeinträchtigt die Bürokratie oft die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. Besonders problematisch sind Wohnsitzauflagen und das Wohnen in einer Aufnahmeeinrichtung. Männer (- 5 %) und Frauen (- 3 %) haben eine deutlich geringe Wahrscheinlichkeit für eine Erwerbstätigkeit, wenn sie in einer Gemeinschaftsunterkunft leben. Wie Yuliya Kosyakova erklärt, können zudem unterschiedliche Maßnahmen die Integration in den Arbeitsmarkt fördern.

„Insbesondere Frauen profitieren von den Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und vom Abschluss berufsbezogener Sprachkurse. Ebenso steht die Arbeitsmarkt- und Berufsberatung der Jobcenter und Arbeitsagenturen in einem positiven Zusammenhang mit den Erwerbstätigenquoten. Ein früherer Beginn dieser Maßnahmen könnte die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten beschleunigen.“

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