Verlagerung ins Ausland

Ende des Klimawandels laut deutscher Studie nur mit CO2-Steuer möglich

 Robert Klatt

Der Kohleausstieg in Deutschland sorgt nicht für eine Verringerung der CO2-Emissionen, sondern nur für eine Verlagerung ins Ausland. )moc.yabaxip5atineB(Foto: © 

Der Kohleausstieg in Deutschland führt dazu, dass CO2-Zertfikate der EU günstiger werden. Anstatt CO2-Emissionen zu reduzieren, würde dies laut einer deutschen Studie nur zu einer Verlagerung ins Ausland führen. Als Lösung schlagen die Wissenschaftler einen Mindestpreis für CO2-Emissionen vor.

Potsdam (Deutschland). Laut einer Studie (PDF) des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) hat der in Deutschland bis Ende 2038 beschlossene Kohleausstieg ohne die parallele Einführung einer CO2-Steuer keine Auswirkungen auf die Menge der Emissionen. Verantwortlich dafür ist laut den Wissenschaftlern um Michael Pahle der Europäische Emissionshandel (EU-ETS), der seit 2005 etwa 10.000 Unternehmen und Stromproduzenten dazu zwingt für CO2-Emissionen Zertifikate vorzuweisen. Dies sollte dazu führen, dass Emissionen des klimaschädlichen Gases zu einem Kostenfaktor werden, der wiederum die Unternehmen aus rein wirtschaftlichen Gründen zu einer Reduzierung bewegen sollte.

Derzeit gehören die Braunkohlekraftwerke in Deutschland zu den größten Abnehmern der CO2-Zertifikate. Durch die Abschaltung der Kraftwerke würde die Nachfrage deutlich sinken, was wiederum dazu führt, dass der Preis für CO2-Zertifikate in der gesamten EU merklich fallen würden. Da nicht in allen EU-Mitgliedsstaaten ein Kohleausstieg beschlossen wurde, würde dies wiederum dazu führen, dass Kraftwerksbetreiber im EU-Ausland günstiger Emissionsrechte erwerben könnten, was möglicherweise dazu führt, dass dort neue Kohlekraftwerke entstehen anstatt auf regenerative Energiequellen wie Windkraft, Wasserkraft und Solarenergie zurückzugreifen.

Mindestpreise für CO2-Emissionen

Als Lösung für diese paradoxe Problem schlagen die Wissenschaftler vor, dass CO2- Emissionszertifikate vom Markt genommen werden Eine Löschung vorhandener und in Deutschland nicht mehr benötigter CO2-Zertifikate würde dazu führen, dass Kraftwerksbetreiber im Ausland diese nicht günstig kaufen könnten und somit auch keinen Anreiz haben die Stromproduktion durch Kohle weiter auszubauen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Löschung der entsprechenden Zertifikate Deutschland bis 2050 etwa 19 Milliarden Euro kosten würde.

Die hohen Kosten für Deutschland können laut den Wissenschaftlern durch einen Mindestpreis für CO2-Emissionen innerhalb der EU verhindert werden. Im vergangenen Jahr lag der Marktpreis für CO2-Zertifikate pro Tonne zwischen 15 Euro und knapp 30 Euro. Die Wissenschaftler schlagen einen deutlich höheren Mindestpreis zwischen 30 Euro und 60 Euro pro Tonne CO2 vor. Unternehmen im Ausland könnten so, trotz der in Deutschland freigewordenen CO2-Zertifikate, das klimaschädliche Gas nicht günstiger freisetzen und somit auch nicht die Stromproduktion durch Kohle kostendeckend steigern.

Insgesamt würde dies zu Reduzierung des CO2-Ausstoßes führen, da Zertifikate, die aufgrund des Mindestpreises nicht gekauft werden, gelöscht werden könnten. Eine Verlagerung der Emissionen in Länder, die weiterhin Kohlekraftwerke zur Stromproduktion würde somit nicht erfolgen. Ottmar Edenhofer, Co-Autor der Studie und Befürworter einer CO2-Abgabe erklärt, dass "bereits die Einführung eines Mindestpreises durch eine Pioniergruppe aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und wenigen anderen, einen wichtigen Schritt zu einem EU-weiten Mindestpreis seien könnte."

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