Vermögensstudien

Deutsche Privathaushalte besitzen im Mittel 232.800 Euro

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank haben Privathaushalte in Deutschland im Mittel ein Vermögen von 232.800 Euro. Die reichsten zehn Prozent besitzen ein Vermögen von mindestens 555.400 Euro.
  • Das Medianvermögen ist mit 70.800 Euro deutlich geringer. In der Bundesrepublik ist der Reichtum also ungleich verteilt

Privathaushalte besitzen in Deutschland im Mittel ein Nettovermögen von 232.800 Euro. Der Median ist jedoch deutlich geringer, weil der Reichtum sehr ungleich verteilt ist.

Berlin (Deutschland). In Deutschland und vielen anderen Staaten sprechen Menschen nur ungerne über ihr Vermögen. Die genaue Bezifferung ist zudem problematisch, weil das Vermögen sich je nach Definition aus unterschiedlichen Teilen zusammensetzt. Inzwischen hat sich in der Wissenschaft deshalb die sogenannte Vermögensforschung als eigene Disziplin etabliert.

Sie analysiert die finanzielle Situation von Privatpersonen und Haushalten, mit dem Ziel, möglichst genaue Daten über den Zustand der Wirtschaft zu liefern. Eines der Ziele der Vermögensforschung ist es somit, die Wirtschaft und Politik mit Informationen für finanzielle Entscheidungen zu versorgen.

Nettovermögen von durchschnittlich 232.800 Euro

Im Rahmen der Studie Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF) der Deutschen Bundesbank (BBk) wird die finanzielle Situation der Privathaushalte in Deutschland alle drei Jahre untersucht. Erfasst werden Vermögenswerte wie Wohneigentum, Bankguthaben, Fahrzeuge sowie Ansprüche aus privaten Rente- und Lebensversicherungen. Schulden wie Hypotheken oder Kredite werden hingegen abgezogen.

Laut der letzten PHF-Studie aus dem Jahr 2017 besitzen Deutsche im Mittel ein Nettovermögen 232.800 Euro. Im Median liegt das Nettovermögen bei 70.800 Euro. Die zehn Prozent der reichsten Haushalte besitzen ein Nettovermögen von mindestens 555.400 Euro. Die BBk schließt aus der großen Differenz aus dem Durchschnitt und dem Median, dass das Vermögen in Deutschland ungleich verteilt ist.

Neue Werte wird die BBk erst im Jahr 2023 veröffentlichen, weil die für das Jahr 2020 geplante Befragung der Haushalte aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben werden musste.

Vermögen in Deutschland ungleich verteilt

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Rahmen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) erhoben, welche Vermögen individuelle Personen und nicht Haushalte in Deutschland besitzen. Im Mittel lag das Nettovermögen einer Einzelperson demnach im Jahr 2017 bei 108.449 Euro. Die reichsten zehn Prozent besaßen im Untersuchungszeitraum ein Vermögen von über 275.000 Euro. Der Median ist mit 26.260 Euro deutlich geringer. Auch die Daten des DIW zeigen somit, dass das Vermögen in Deutschland ungleich verteilt ist. Bestätigt wird dies auch durch den DIW Wochenbericht 40 (PDF) aus dem Jahr 2019.

Zudem hat das DIW die Vermögensentwicklung der Einzelpersonen untersucht. Im Mittel konnten diese zwischen den Jahren 2012 und 2017 ihr Vermögen um 22 Prozent vergrößern. Profitiert haben davon fast alle Schichten. Lediglich Menschen mit null Vermögen, das sind in Deutschland etwa 15 Prozent der Erwachsenen, konnten in den fünf Jahren ihr Vermögen nicht vergrößern.

Europäische Zentralbank ermittelt Vermögen im Euroraum

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) untersucht gemeinsam mit den Nationalbanken des Euroraums im Rahmen der Household Finance und Consumption Survey (HFCS) die Vermögen der Privathaushalte, um grenzüberschreitende Vermögensvergleich zu ermöglichen. Im Jahr 2017 besaßen Privathaushalte im Euroraum demnach im Mittel ein Nettovermögen von 229.100 Euro. Der Median lag bei 99.000 Euro.

Global Wealth Report der Credit Suisse

Im Rahmen des Global Wealth Report untersucht auch die Großbank Credit Suisse regelmäßig die Haushaltsvermögen. Laut den im Juni 2021 publizierten Ergebnissen hat sich die Vermögensentwicklung im Jahr 2020 während der Covid-19-Pandemie vollkommen von der wirtschaftlichen Herausforderungen losgelöst. Als Nettovermögen definiert die Credit Suisse in ihrer Vermögensstudie alle Finanzanlagen sowie Wertanlagen wie etwa Immobilien abzüglich Verbindlichkeiten. Ansprüche der gesetzlichen Rente werden ebenfalls berücksichtigt, private Rentenvermögen jedoch nicht.

Überraschend stiegen die Haushaltsvermögen pro Person während des ersten Jahres der Covid-19-Pandemie in den meisten Ländern, obwohl deren Bruttoinlandsprodukt (BIP) einbrach. In Deutschland konnten die Privathaushalte im Mittel ihr Vermögen um 40.450 US-Dollar ausbauen. Das Nettovermögen eines Erwachsenen lag im Untersuchungszeitraum der Credit Suisse im Mittel bei 268.000 US-Dollar, das Median-Vermögen bei 65.374 US-Dollar. Die Bundesrepublik liegt damit im globalen Ranking auf dem 16ten Platz.

2,95 Millionen Dollar-Millionäre in Deutschland

Zudem hat die Großbank ermittelt, dass in Deutschland im Jahr 2021 etwa 2,95 Millionen Dollar-Millionäre lebten. Das sind 633.000 Millionäre mehr als im Vorjahr. In der Bundesrepublik sind demnach 4,3 Prozent der Gesamtbevölkerung Millionäre.  

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