Arbeit in Deutschland

Bewerber mit migrantischen Namen werden bei Ausbildungsplatz benachteiligt

 Robert Klatt

Ausländische Namen erschweren Ausbildungssuche in Deutschland )kcotS ebodAssenisuB yeknoM(Foto: © 

Bewerber, die keinen typisch deutschen Namen haben, werden bei der Ausbildungssuche in Deutschland stark benachteiligt. Die Diskriminierung ist im Handwerk und in kleinen Unternehmen am größten, obwohl diese am stärksten unter dem Fach- und Arbeitskräftemangel leiden.

Siegen (Deutschland). In Deutschland wird der Arbeits- und Fachkräfte durch den demografischen Wandel in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass die Bundesrepublik deshalb rund 288.000 Migranten jährlich in den Arbeitsmarkt integrieren muss. Obwohl somit zweifelsohne ein Bedarf an ausländischen Mitarbeitern besteht, hat eine Studie der Universität Siegen nun aufgedeckt, dass Bewerber mit migrantisch klingenden Namen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz deutliche Nachteile gegenüber Bewerbern mit typisch deutschen Namen haben. Besonders stark diskriminiert werden Ausbildungssuchende mit arabischen Namen.

„Wir können es uns nicht leisten, Potenziale zu verschwenden. Besonders im Handwerk, das unter Nachwuchsmangel leidet, ist dies problematisch.“

50.000 Bewerbungen als Datenbasis

Die Studie basiert auf rund 50.000 Bewerbungen von fiktiven Schülern für unterschiedliche Ausbildungsberufe. Bewerber mit deutschen Namen haben am meisten Rückmeldungen erhalten (67,8 %). Am geringsten war die Rückmeldungsquote bei arabischen Namen (36,8 %). Bewerber mit russischen Namen (56 %), hebräischen Namen (54 %) und türkischen Namen (52 %) befanden sich im Mittelfeld.

Laut den fiktiven Bewerbungen werden Ausbildungssuchende mit ausländischen Namen gegenüber Bewerbern mit deutschen Namen auch dann beteiligt, wenn sie bessere Schulnoten haben oder sich über andere Faktoren positiv abheben.

„Für die benachteiligten Bewerber sind die Ergebnisse eine Katastrophe, denn selbst deutlich bessere Schulnoten oder soziales Engagement ändern nichts daran, dass Herkunft Leistung schlägt.“

Die Diskriminierung ist im Handwerk und in kleinen Unternehmen am größten. Zudem werden Bewerber mit ausländisch klingenden Namen in ländlichen Regionen deutlich stärker benachteiligt als in größeren Städten. Einzig bei Bewerbungen in der Öffentlichen Verwaltung wurde keine signifikante Benachteiligung aufgrund des Namens entdeckt.

Sprachbarrieren, Kulturunterschiede und Co.

Die Forscher der Universität Siegen haben zudem eine Befragung mit 772 Unternehmen durchgeführt, um die Gründe für die Benachteiligung von Bewerbern mit ausländisch klingenden Namen zu untersuchen. Laut den Unternehmen spielen dabei vor allem Erfahrungen mit Sprachbarrieren, zu großen Kulturunterschieden und dem höheren bürokratischen Aufwand eine Rolle.

„Nicht allein Vorurteile beeinflussen die Auswahlentscheidungen, "sondern auch fehlende Ressourcen, Unsicherheit im Umgang mit Behörden, bürokratische Komplexität und mangelnde interkulturelle Erfahrung.“

Spannend & Interessant
VGWortpixel