Intelligenzquotient (IQ)

Zusammenhang zwischen IQ und Gehirngröße überschätzt

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Ein größeres Gehirn wird oft mit einem höheren Intelligenzquotienten (IQ) in Verbindung gebracht
  • Eine Metstudie mit 26.000 Probanden bestätigt nun, dass dieser Zusammenhang existiert, jedoch stark überschätzt wird
  • Die Unterschiede bei der Intelligenz können demnach nur zu sechs bis acht Prozent durch das Hirnvolumen erklärt werden

Ein hoher IQ wird oft mit einem großen Gehirn in Verbindung gebracht. Dieser Zusammenhang wird laut einer Metastudie jedoch stark überschätzt

Wien (Österreich). Eine Reihe von Studien lieferte Hinweise darauf, dass der Intelligenzquotient (IQ) des Menschen tendenziell mit dessen Hirnvolumen zusammenhängt. Dass ein größeres Gehirn jedoch nicht zwangsweise auch eine höhere kognitive Leistung bedeutet, zeigen verschiedene Tiere mit relativ großen Denkorganen, die trotzdem nicht ansatzweise die kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen erreichen.

Wissenschaftler der Universität Wien haben nun im Fachmagazin Royal Society Open Science eine Studie publiziert, laut der der Zusammenhang zwischen Intelligenz und Gehirngröße oft überschätzt wird. Das Team um Jakob Pietschnig analysierte für ihre Metastudie 86 Studien mit mehr als 26.000 Probanden.

Theorien zum Zusammenhang zwischen IQ und Gehirngröße

In der Medizin wird seit über 200 Jahren über die Korrelation der Intelligenz und der Gehirngröße diskutiert. Manche Wissenschaftler gehen etwa davon aus, dass ein größeres Gehirn durch seine zusätzlichen Nervenzellen Informationen schneller und komplexer verarbeiten kann und dadurch eine höhere Denkleistung ermöglicht. Zudem existieren Theorien, laut denen ein höheres Gehirnvolumen es Senioren besser ermöglicht, Ausfälle zu kompensieren. Ein größeres Gehirn würde demnach mehr Reserven bereitstellen.

Vermessung des Gehirns und abgesicherte Intelligenztests

Um diese Theorien im Detail untersuchen zu können, ist laut den Forscher eine Kombination einer Vermessung des Gehirns mittels Magnetresonanztomografie (MRT) und abgesicherter Intelligenztests nötig. Es existierten zwar bereits Studien, die diese Daten analysiert haben, deren Resultate unterschieden sich jedoch oft stark voneinander. Dies liegt an den verschiedenen Studiendesigns, der statistischen Analyse der Daten und unterschiedlichen Grundannahmen, die die Ergebnisse verzerren können.

Alte Metastudien widerlegt

Die älteren Überblicksstudien, die mehrere Untersuchungen zusammenfassten, kamen zu Ergebnissen, laut denen die IQ-Unterschiede beim Menschen zwischen sechs und elf Prozent durch die Gehirngröße beeinflusst wurden. Laut der von Pietschnig veröffentlichten Überblicksstudie, die deutlich mehr Probanden umfasst, kann ein größeres Gehirn die Unterschiede bei der Intelligenz jedoch nur zu sechs bis acht Prozent erklären.

Die Wissenschaftler konstatieren daher, dass dieser Effekt zwar erstaunlich robust ist, jedoch nur einen kleinen bis mittelmäßigen Einfluss hat.

Royal Society Open Science, doi: 10.1098/rsos.211621

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