Schutzfaktor Kinder

Verheiratete Senioren haben reduziertes Demenzrisiko

Robert Klatt

Lange Ehe reduziert das Demenzrisiko )kcotS ebodAkcotsleskip(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Senioren, die nicht verheiratet sind und keine Kinder haben, leiden im Alter häufiger unter Einsamkeit
  • Laut einer Langzeitstudie aus Norwegen beeinflusst dies das Demenzrisiko im Alter stark
  • Das geringste Demenzrisiko haben demnach Senioren mit Kindern, die in der ersten Ehe verheiratet sind

Verheiratete Senioren mit einer langen Ehe erkranken deutlich seltener an Demenz als Alleinstehende. Besonders stark sinkt das Risiko, wenn ein Ehepaar Kinder hat.

Oslo (Norwegen). Unterschiedlichen Studien konnten bereits belegen, dass verheiratete Menschen oft einen besseren körperlichen und psychischen Gesundheitszustand haben als Singles. Zudem haben verheiratete Menschen im Mittel mehr soziale Kontakte als Ledige, besonders wenn sie Kinder haben. Singles leiden hingegen vor allem im höheren Alter unter Einsamkeit, die laut Studie der Universität von Sydney ein ernstes Gesundheitsproblem ist und die Lebenserwartung reduzieren kann. Die fehlenden soziale Stimuli der Alleinstehenden im Erwachsenenalter reduzieren überdies die Bildung der kognitiven Reserve, von der Menschen im Alter zehren können.

Eine Studie des Folkehelseinstituttet zeigt nun, dass sich dies auch auf das Demenzrisiko auswirkt. Laut der Publikation im Journal of Aging and Health erkranken Menschen, die im Erwachsenenalter ohne Unterbrechung verheiratet waren, als Senioren seltener an Demenz. Das Risiko nimmt am stärksten ab, wenn das Ehepaar Kinder hat, die mit ihnen im Haushalt lebten.

Medizinische Daten seit den 1980er-Jahren

Die Datenbasis der Studie stammen aus der Trøndelag Health Study (HUNT) der Norwegian University of Science and Technology (NTNU). In der mittelnorwegischen Region wurden seit den 1980er-Jahren alle Einwohner mehrfach zu medizinischen Untersuchungen eingeladen, in deren Rahmen sie ebenfalls über ihrem Beziehungsstatus informiert haben. An der Studie nahmen fast 90 Prozent der Bevölkerung teil.

Während der letzten Befragung im Zeitraum 2017 bis 2019 nahmen 8.706 Teilnehmer mit einem Alter von über 70 Jahren an einer umfassenden neuropsychiatrischen Untersuchung teil. Bei 11,6 Prozent der Senioren diagnostizierten die Ärzte eine Demenz. 35,3 Prozent litten unter minimalen kognitiven Einschränkungen (MCI). 70,5 Prozent der Probanden waren am Befragungsdatum in der ersten Ehe verheiratet.

Wenigste Demenzerkrankungen bei langer Ehe

Laut Studienautoren Vegard Skirbekk wurde bei der langverheirateten Menschen am seltensten Demenz erkannt. Bei den Probanden, die noch nie verheiratet waren, kam es hingegen 73 Prozent häufiger zu Demenzerkrankungen.

Weitere Berechnungen der Forscher zeigen, dass man in der Region Trøndelag 6 Prozent aller Demenzen verhindern könnte, wenn alle Erwachsenen verheiratet wären. Neben der Ehe identifizierten die Forscher Kinder als wichtigsten Schutzfaktor. Eine kausale Mediationsanalyse zeigt, dass das erhöhte Demenzrisikos von unverheirateten Personen zu 60 Prozent darauf zurückgeht, dass diese meistens keine Kinder haben. Die verbleibenden 40 Prozent können die Forscher noch nicht erklären.

Journal of Aging and Health, doi: 10.1177/08982643221131926

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