Blutversorgung gestört

Ursache für „Gehirnnebel“ bei Long Covid entdeckt

Robert Klatt

Frau leidet unter Long Covid )kcotS ebodAiigroeG(Foto: © 

„Gehirnnebel“ ist eine der häufigsten Symptome von Long-COVID. Forscher haben nun die Ursache des neurologischen Symptoms entdeckt.

Dublin (Irland). Etwa zehn Prozent der Covid-19-Patienten leiden nach der eigentlichen Erkrankung noch unter Long-COVID. Ein Großteil der Betroffenen berichtet von Symptomen wie Erschöpfung, Kurzatmigkeit sowie Gelenk- und Muskelschmerzen. Bei etwa der Hälfte treten überdies neurologische Symptome, darunter Probleme mit dem Gedächtnis und dem Denken auf, die oft als Gehirnnebel (Brain fog) bezeichnet werden.

Forscher des Trinity College Dublin um Prof. Matthew Campbell haben nun die Ursache des Gehirnnebels entdeckt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Neuroscience stört Long-COVID die Blut-Gehirn-Schranke, also die essenzielle Barriere zwischen dem Blutkreislauf und dem Zentralnervensystem. Normalerweise schützt die Blut-Gehirn-Schranke das Organ vor potenziell schädlichen Stoffen und Krankheitserregern. Die Virusinfektion sorgt dafür, dass Blutgefäße durchlässiger werden und mehr problematische Substanzen das Gehirn erreichen können.

„Zum ersten Mal konnten wir zeigen, dass undichte Blutgefäße im menschlichen Gehirn in Verbindung mit einem hyperaktiven Immunsystem die Haupttreiber des mit Long-COVID verbundenen Gehirnnebels sein könnten. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da das Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen dieser Zustände es uns ermöglichen wird, gezielte Therapien für Patienten in der Zukunft zu entwickeln.“

MRT-Untersuchungen von Long-COVID-Patienten

Die Wissenschaftler haben für ihre Studie die dynamische kontrastmittelbasierte Perfusionsmagnetresonanztomografie (MRT) verwendet. Mit diesem bildgebenden Verfahren, das zeigt, wie sich ein Kontrastmittel in den Blutgefäßen und im Gehirn ausbreitet, haben sie sowohl Long-COVID-Patienten mit als auch ohne Gehirnnebel untersucht. Die Aufnahmen zeigen, dass bei Long-COVID-Patienten mit Gehirnnebel deutlich mehr Kontrastmittel in das Gehirngewebe außerhalb der Blutkapillaren fließt.

Laut den Autoren ist es wahrscheinlich, dass auch andere Virusinfektion das Gehirn auf ähnliche Art beeinträchtigen. Es gibt unter anderem Studien, laut denen Multipler Sklerose (MS) und andere neurologische Erkrankungen oft durch Viren verursacht werden.

„Die Ergebnisse werden nun wahrscheinlich die Art und Weise verändern, wie wir postvirale neurologische Erkrankungen verstehen und behandeln.“

Die Forscher möchten deshalb untersuchen, welchen Stellenwert die Blut-Gehirn-Schranke hat und wieso es durch Viren zu neurologischen Dysfunktionen kommt.

Nature Neuroscience, doi: 10.1038/s41593-024-01576-9

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