Obstipation

Toilettengewohnheiten beeinflussen Verstopfungen stark

Robert Klatt

Person mit Verstopfung (Symbolbild) )moc.hsalpsnuotavorT oigroiG(Foto: © 

Eine Verstopfung (Obstipation) kann nicht nur durch eine falsche Ernährung oder Krankheiten, sondern auch durch Stress und die individuellen Toilettengewohnheiten verursacht werden.

Madrid (Spanien). In Deutschland leidet etwa ein Drittel der Bevölkerung zeitweise unter einer Verstopfung (Obstipation). Eine chronische Verstopfung, also Beschwerden, die in den letzten sechs Monaten für mindestens drei Monate vorkommen, liegt bei einem Viertel der über 60-Jährigen vor. Die Folgen des zu seltenen Stuhlgangs, der weniger als dreimal pro Woche auftritt, sind Bauchschmerzen und harter Stuhl. Häufig treten Verstopfungen auch in Verbindung mit unangenehmen Blähungen auf.

Die Ursachen der Obstipation sind vielfältig. Neben Krankheiten kann vor allem die Ernährung Verstopfungen auslösen. Ärzte raten Betroffenen deshalb häufig zu einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme, einer gesunden Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen und regelmäßiger Bewegung, die den Stuhlgang anregen soll. Außerdem lieferten Studien Hinweise darauf, dass Verhaltensweisen um den Toilettengang einer Obstipation vorbeugen können.

Chronische Obstipation durch Verhalten im Alltag?

Bei Menschen mit einer chronischen Obstipation sind diese Schritte in der Regel aber nicht ausreichend, um die Verstopfung zu bekämpfen. Inzwischen haben sich deshalb Medikamente zur Behandlung von Verstopfungen etabliert, die von vielen Betroffenen mit Erfolg genutzt werden. Wissenschaftler der Santa Elena Clinic und des Hospital Clinico Universitario San Carlos haben nun untersucht, ob neben den bekannten Ursachen noch weitere Risikofaktoren die Entstehung einer chronischen Verstopfung begünstigen.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Turkish Journal of Gastroenterology verteilten die Forscher dazu zufällig an 910 von 4.466 Mitarbeiter einer spanischen Klinik Fragebögen, die diese anonym ausfüllen sollten. 415 (45,6 %) der Fragebögen wurden beantwortet. Frauen (71,3 %) waren deutlich stärker vertreten als Männer (28,7 %). Im Mittel waren die Teilnehmer der Umfrage 43,8 Jahre alt.

Verstopfungen häufiger bei Frauen

100 Umfrageteilnehmer (24,1 %) erklärten, dass sie unter einer Obstipation leiden. Das Alter hat laut der Stichprobe darauf keinen Einfluss. Unterschiede gibt es jedoch bei der geschlechtsspezifischen Verteilung. Es sind demnach deutlich mehr Frauen (31,8 %) als Männer (5 %) betroffen.

Abführmittel und Verdauungshilfen

Auch bei der Verwendung von Abführmittel und Verdauungshilfen gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Insgesamt gaben zehn Prozent der Umfrageteilnehmer an Laxantien zu nutzen, bei den Frauen waren es 12,2 Prozent, bei den Männern 4,2 Prozent. Außerdem nutzen die Studienteilnehmer Klistiere (2 %), Suppositorien (5,3 %) und manuelle Manöver zur Einleitung des Stuhlgangs (8 %).

Unterschiede bei den Toiletten- und Ernährungsgewohnheiten

Im Rahmen des Fragebogens wurden zudem Daten zu Toiletten- und Ernährungsgewohnheiten erhoben.

Lebenssituation, Ess- und Toilettengewohnheiten der Umfrageteilnehmer

Faktor Männer (Anteil in Prozent) Frauen (Anteil in Prozent)
Wasseraufnahme (> 1.5 Liter) 65,5 55,1
Ballaststoffreiche Ernährung 68,9 75,3
Sportliche Betätigung 50,4 42,9
Reguläre Toilettenzeiten 63,0 48,3
Hinauszögern des Stuhlgangs 35,3 46,6
Stuhlgang außerhalb der eigenen vier Wände 79,8 51,7
Stress 32,8 56,1

Wie die Daten zeigen, haben Frauen deutlich seltener reguläre Toilettenzeiten als Männer. Überdies gehen sie deutlich seltener außerhalb der eigenen Wohnung auf die Toilette und zögern daher vermehrt den Stuhlgang heraus, wenn sie sich zum Beispiel auf der Arbeit befinden. Die Studie offenbart zudem, dass Frauen stärker von Stress betroffen sind als Männer. Vorherige Untersuchungen konnten bereits Hinweise darauf liefern, dass auch Stress die Verdauung und damit die Entstehung von Verstopfungen signifikant beeinflusst.

Risikofaktoren für Verstopfungen

Zusammenfassend zeigen die Daten der Studie, dass die Trinkmenge, eine ballaststoffreiche Ernährung und regelmäßiger Sport in keinem signifikanten Zusammenhang mit der Ab- oder Anwesenheit einer Obstipation stehen. Eine signifikante Korrelation besteht hingegen bei den individuellen Gewohnheiten zur Stuhlentleerung. Besonders das Vermeiden fremder Toiletten und das häufige Hinauszögern des Stuhlgangs erhöhen das Risiko für eine Verstopfung stark. Überdies zeigt die Studie, dass Stress ein großer Einflussfaktor auf die normale Darm-Rhythmik ist. Besonders Stress im beruflichen Umfeld kann demnach zu Verstopfungen führen.

Risikofaktoren für erhöhtes Obstipationsrisiko

  • Stress im Beruf oder privaten Umfeld
  • Hinauszögern des Stuhlgangs
  • Weibliches Geschlecht

Gewohnheiten zur Vorbeugung einer Verstopfung

  • Regelmäßige Toilettennutzung
  • Toilettenbesuche auch außerhalb der eigenen Wohnung

Turkish Journal of Gastroenterology, doi: 10.5152/tjg.2018.17533

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