Atemwerkserkrankungen

Schimmel in Wohnungen begünstigt Asthma und Allergien

Robert Klatt

Schimmelpilz in feuchter Wohnung )gro.aidepikiw.ednoitamgorfnI(Foto: © 

In Europa leben 84 Millionen Menschen in feuchten oder schimmeligen Wohnungen. Sanierungen in diesem Bereich könnten Asthma und andere Atemwegserkrankungen sowie Allergien deutlich verringern.

Stuttgart (Deutschland). Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (Fraunhofer IBP) in Stuttgart leben in Europa etwa 84 Millionen Menschen in feuchten oder sogar schimmeligen Wohnungen. Die Wissenschaftler analysierten in Kooperation mit dem Wohndachfensterhersteller Velux für diese Metaanalyse 170 wissenschaftliche Studien, darunter 31 Fall- und 40 Kohortenanalysen aus 32 europäischen Ländern. Laut Prof. Gunnar Grün „konzentriert sich die Grundlagenstudie auf den Zusammenhang zwischen Schimmel in Innenräumen und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner.“
Ursachen der Feuchtigkeits- und Schimmelbildung und Möglichkeiten zur Schimmelsanierung wurden aber auch analysiert.

Ursachen von Schimmelbildung in Wohnungen

Der Hauptauslöser von Schimmel ist laut der Metastudie eine nicht kontinuierliche Wohnraumbelüftung, die zu Feuchtigkeit in Innenräumen führt. In Kombination mit kühlen Außenwänden schafft die überhöhte Luftfeuchtigkeit optimale Lebensbedingungen für Schimmelpilze, die für eine schnelle Ausbreitung sorgen. Verstärkt wird dieser Effekt zusätzlich durch ungünstig positionierte Möblierung, die eine Luftzirkulation verhindern und damit feuchte Stellen verursachen. Schimmel bildet sich deshalb nicht nur an schlecht gedämmten und kühlen Außenwänden, sondern auch an Innenwänden ohne ausreichende Luftbewegung.

Außerdem ist Schimmel ein Problem, das immer häufiger Neubauten betrifft. Verantwortlich dafür ist die hohe Baufeuchte, die bei einem zu schnellen Bezug der Wohnungen nicht abziehen kann. Weitere Ursachen von Schimmelpilzen sind laut dem Fraunhofer IBP Baumängel wie Wärmebrücken oder eine schlechte Wärmedämmung sowie Wasserschäden und fehlerhafte Leitungen, die die Raumfeuchtigkeit steigern.

Schimmelsanierung erfordert Erfahrung

Aufgrund der zahlreichen Ursachen sollte eine Schimmelsanierung laut Experten aus der Wissenschaft und dem Baugewerbe durch spezialisierte Unternehmen erfolgen, die die Empfehlungen und Bestimmungen des Umweltbundesamtes (UBA), der deutschen Biostoffverordnung, der Gefahrenstoffverordnung sowie der VOB/B und des Landesgesundheitsamtes beachtet. Es ist somit möglich nicht nur oberflächlich sichtbaren Schimmel zu beseitigen, sondern auch die Ursachen des Befalls zu bekämpfen.

Lediglich bei einzelnen, kleinen Schimmelflecken kann eine Sanierung aus Expertensicht auch durch den Bewohner selbst erfolgen. Bei mittlerem oder starkem Schimmelpilzbefall können Laien hingegen nur den sichtbaren Schimmel beseitigen, aber fast nie die Ursachen entfernen. Beim Verzicht auf eine professionelle Schimmelpilzbeseitigung ist ein erneuter Schimmelpilzbefall spätestens während der kalten Jahreszeiten die Regel.

Atemwegserkrankungen und Allergien durch Schimmel

Wie Grün erklärt „haben die Wissenschaftler die Risikowahrscheinlichkeit beziffert, an einer Atemwegserkrankung zu leiden, wenn man in Schimmel-belasteten Räumen lebt.“ Laut den Ergebnissen liegt das Risiko an Asthma zu erkranken bei Menschen, die in einer Wohnung mit Schimmelbefall leben, um 40 Prozent höher. Ähnliche Auswirkungen gibt es auch bei anderen Atemwegserkrankungen und Allergien. Laut Grün „konnten neuste Untersuchungen zum ersten Mal nachweisen, dass 2,2 Millionen Bürger als direkte Folge vom Leben in ungesunden Gebäuden an Asthma leiden.“

Neben den gesundheitlichen Folgen der Betroffenen sind laut dem Fraunhofer IBP auch die Kosten für die Gesellschaft durch Schimmelpilzbefall hoch. Allein Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD) verursachen jährlich Kosten von 82 Milliarden Euro. Eingerechnet sind dabei sowohl direkt Ausgaben der Volkswirtschaften wie Krankenhausaufenthalte und ärztliche Behandlungskosten, aber auch indirekte Kosten wie der Verlust von Arbeitskraft.

Fokus auf gesundes Wohnen ohne Schimmel

Laut den Ergebnissen der Metaanalyse würden Atemwegserkrankungen und Allergien in Europa bis 2050 um 25 Prozent zurückgehen, wenn in diesem Zeitraum 50 Prozent weniger Menschen in feuchten oder schimmeligen Räumen leben würden. Die an der Studie beteiligte Velux-Gruppe sieht deshalb auch die Politik in der Pflicht, die durch entsprechende Vorschriften einen Fokus auf gesundes Wohnen legen könnte. „Möglich wäre dies durch gesetzliche Vorgaben für gesundes Innenraumklima in neuen sowie in Bestandsgebäuden“, sagt Till Reine, Leitung Public Affairs & Produktmanagement nachhaltige Gebäudetechnologien bei Velux Deutschland.

Spannend & Interessant
VGWortpixel