Höheres Krebsrisiko

Mikroplastik löst gefährliche Zellveränderungen in der Lunge aus

 Robert Klatt

Mikroplastik verändert gesunde Lungenzellen )kcotS ebodAalihciT(Foto: © 

Gesunde, nicht maligne Lungenzellen absorbieren Mikroplastik, das über die Atemluft in den Körper gelangt. Es kommt dadurch zu Zellveränderungen, die das Krebsrisiko erhöhen.

Wien (Österreich). Menschen nehmen über ihre Ernährung und über die Luft Mikroplastik auf. Inzwischen haben Studien zahlreiche Gesundheitsrisiken der kleinen Plastikpartikel entdeckt, darunter ein höheres Risiko für Blutgerinnsel im Gehirn (Mikrothrombosen) und ein erhöhtes Risiko für Krebs und Unfruchtbarkeit. Wie sich Mikroplastik, das über die Atemluft in die Lunge gelangt, auf die Zellen des Lungengewebes auswirkt, hat die Medizin bisher aber kaum untersucht.

Forscher der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) haben nun eine Studie publiziert, die zeigt, dass Mikroplastik gefährliche Zellveränderungen in der Lunge verursacht, die die Entstehung von Krebs begünstigen.

Interaktion von Lungenzellen mit Mikroplastik

Laut der Publikation im Fachmagazin Journal of Hazardous Materials haben die Wissenschaftler untersucht, wie Polystyrol-Mikro- und Nanoplastik (PS-MNPs) mit unterschiedlichen Lungenzellen interagiert. Polystyrol ist ein Kunststoff, der in vielen Alltagsgegenständen wie Lebensmittelverpackungen und Coffee-to-go-Bechern verwendet wird und deshalb von vielen Menschen in einer hohen Konzentration aufgenommen wird.

Die Analyse zeigt, dass nichtmaligne, gesunde Lungenzellen besonders kleine Partikel (0,00025 Millimeter) deutlich besser absorbieren als Krebszellen. Die gesunden Lungenzellen reagieren auf das aufgenommene Mikroplastik mit deutlichen Zellveränderungen, die unter anderem zu DNA-Schäden, einem erhöhten oxidativen Stress und der Aktivierung von Signalwegen, die das Zellwachstum und -überleben fördern, führen. Diese Prozesse gelten als Frühzeichen für die Entstehung von Krebs.

„Auffällig waren vor allem die reduzierte Fähigkeit der gesunden Zellen, DNA-Schäden zu reparieren, und die gleichzeitige Aktivierung bestimmter Signalwege, die normalerweise das Zellwachstum begünstigen.“

In den bereits bösartigen Lungenzellen hat das Mikroplastik hingegen kaum Veränderungen ausgelöst.

Höheres Krebsrisiko durch Mikroplastik

Die Forscher erklären, dass die Studie zeigt, dass Mikroplastik gesunde Lungenzellen so beeinflussen kann, dass es relativ schnell zu malignen Veränderungen kommt.

„Die nun vorliegenden Daten liefern erste Hinweise darauf, dass insbesondere gesunde Lungenzellen in einer Weise reagieren, die Anlass zur Sorge gibt.“

Die Plastikpartikel haben zudem Abwehrmechanismen der Zellen aktiviert, was darauf hindeutet, dass das Mikroplastik in den Zellen zu Stressreaktionen führt.

„Wir konnten eine Aktivierung von antioxidativen Schutzsystemen beobachten – ein Hinweis darauf, dass sich die Zellen aktiv gegen den Stress durch Plastikpartikel zur Wehr setzen.“

Zusammenfassend zeigen die Prozesse, dass Mikroplastik in der Lunge das Krebsrisiko erhöht.

Journal of Hazardous Materials, doi: 10.1016/j.jhazmat.2025.139129

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