Drogensucht

Mehr Behandlungen wegen problematischen Cannabiskonsum

Robert Klatt

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In Europa müssen immer mehr Menschen wegen eines problematischen Cannabiskonsums medizinischen behandelt werden. Dies könnte daran liegen, dass der THC-Gehalt in Cannabisharz und Cannabisblüten in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Hamburg (Deutschland). Laut einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat der Cannabiskonsum zwischen 2010 und 2019 in Europa um etwa ein Viertel zugenommen. Als Datenbasis nutzt die im Fachmagazin The Lancet Regional Health – Europe publizierte Studie die „Global Burden of Disease“-Erhebung sowie Statistiken des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht.

Diese zeigen, dass es besonders in der Altersgruppe der 35- bis 64-Jährigen mehr Cannabiskonsumenten gibt. Außerdem wird deutlich, dass immer mehr Erwachsene die Droge täglich bis fast täglich nutzen. In jedem zweiten Mitgliedsstaat der Europäischen Union (EU) nutzen mehr als 20 Prozent der Cannabiskonsumenten die Droge täglich. In Portugal sind es sogar 70 Prozent.

Cannabiskonsum führt zu mehr medizinischen Behandlungen

Daten der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) belegen, dass Cannabis damit nach Alkohol und Nikotin die global am weitesten verbreitete Droge ist. Neben den positiven Wirkungen, wie der Verwendung als Medikament gegen Parkinson hat das Suchtmittel aber auch eine Reihe von Risiken, darunter eine Verdoppelung des Herzinfarktrisikos sowie ein höheres Risiko für Lungenfunktionsstörungen, Krebserkrankungen.

Es ist deshalb nicht überraschend, dass laut der Studie auch die Anzahl der medizinischen Behandlungen wegen eines problematischen Cannabiskonsums in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Im Zeitraum von 2010 bis 2015 stiegen diese um rund 30 Prozent. „Um das genaue Ausmaß der gesundheitlichen Probleme durch Cannabiskonsum in Europa abschätzen zu können, ist eine bessere Datengrundlage notwendig“, erklärt Studienleiter Jakob Manthey.

THC-Gehalt ist stark gestiegen

Eine mögliche Ursache für die Zunahme der medizinischen Behandlungen ist der deutlich höhere Gehalt des Hauptwirkstoffs von Cannabis. Vom sogenannten Delta-9-tetrahydrocannabinol, auch als Tetrahydrocannabinol (THC) bezeichnet, ist in den analysierten Proben deutlich mehr vorhanden als noch vor einigen Jahren. In Cannabisharz (Haschisch) hat sich die mittlere THC-Menge verdreifacht, bei Cannabisblüten immerhin verdoppelt.

„Möglicherweise ist mit der Zunahme des durchschnittlichen THC-Gehalts auch eine Zunahme der Gesundheitsgefahren für die Konsumierenden verbunden. Das müssen weitere Untersuchungen klären“, konstatiert Manthey.

The Lancet Regional Health – Europe, doi: 10.1016/j.lanepe.2021.100227

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