Revolution gegen Übergewicht?

Medikament „simuliert“ Sport ohne echte Bewegung

Robert Klatt

Abnehmmedikament SLU-PP-332 simuliert Sport )kcotS ebodAoyew(Foto: © 

Ein neues Abnehmmedikament lässt den Körper so reagieren, als würde er für einen Marathon trainieren. In Zukunft könnte SLU-PP-332 Menschen mit Übergewicht beim Abnehmen helfen.

Gainesville (U.S.A.). In vielen Ländern, darunter laut Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU), haben Übergewicht und Adipositas bereits epidemische Ausmaße erreicht. Die Medizin sucht deshalb nach Medikamenten, die den betroffenen Menschen beim Abnehmen helfen sollen. Forscher des Unternehmens Genentech haben etwa einen Antikörper entwickelt, der den Stoffwechsel beschleunigt und den Appetit reduziert.

Ein Team der University of Florida (UF) um Thomas Burris hat nun ein neues Abnehmmedikament erprobt. Laut der Publikation im Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics „simuliert“ das Medikament SLU-PP-332 den Muskeln, dass sie sich mehr bewegen als tatsächlich. Dies kurbelt den Stoffwechsel an und hilft dabei, Übergewicht abzubauen.

Abnehmmedikament mit Mäusen erprobt

In Experimenten mit normgewichtigen Mäusen führte das Medikament SLU-PP-332 dazu, dass die Tiere im Mittel 70 Prozent länger und 45 Prozent weiterliefen. In der nun publizierten Studie wurde das Mittel mit übergewichtigen Mäusen erprobt. Die Behandlung führte dazu, dass sie zehnmal weniger Fett ansetzten und 12 Prozent ihres Körpergewichts verloren, obwohl sie die gleiche Menge an Nahrung zu sich nahmen und sich nicht mehr bewegten.

„Sie verbrauchen mehr Energie, einfach durchs Leben gehen.“

SLU-PP-332 beeinflusse Proteinen im Körper

Das neue Medikament zielt auf eine Gruppe von Proteinen im Körper ab, die als ERRs bekannt sind und einige der wichtigsten Stoffwechselwege in energieverbrauchenden Geweben wie Muskeln aktivieren. ERRs sind beim Sport aktiver, doch es war schwierig, sie medikamentös zu aktivieren.

„Diese Verbindung sagt im Grunde dem Skelettmuskel, dass er dieselben Veränderungen vornehmen soll, die man während des Ausdauertrainings sieht. Wenn man Mäuse mit dem Medikament behandelt, kann man sehen, dass ihr gesamter Stoffwechsel darauf ausgerichtet ist, Fettsäuren zu verwenden, was sehr ähnlich ist zu dem, was Menschen tun, wenn sie fasten oder trainieren. Und die Tiere fangen an, Gewicht zu verlieren.“

Keine schweren Nebenwirkungen

Bisher hat das Medikament keine schweren Nebenwirkungen gezeigt. Der nächste Schritt wird sein, seine Struktur zu verfeinern, um es idealerweise in Pillenform anstatt als Injektion anzubieten. Danach wird es an weiteren Tiermodellen getestet, bevor klinische Tests am Menschen beginnen können.

Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, doi: 10.1124/jpet.123.001733

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