Gefahr von Virusmutationen

Mann hat zwei Jahre mit akuter Covid-19-Infektion gelebt

 Robert Klatt

HIV-Patient mit Covid-19-Langzeitinfektion (Symbolbild) )kcotS ebodAtniopflaH(Foto: © 

Ein HIV-Patient hat mehr als zwei Jahre unter einer akuten Covid-19-Infektion gelitten. Die Langzeitinfektion ist nicht nur für den Patienten gefährlich, sondern kann auch zu gefährlichen Mutationen des Virus führen.

Boston (U.S.A.). Eine akute Covid-19-Infektion dauert bei den meisten Menschen ein bis zwei Wochen. Bei älteren Menschen, Personen mit einem schwachen Immunsystem und bei manchen Vorerkrankungen kann die Erkrankung deutlich länger dauern. Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health haben im Fachmagazin The Lancet Microbe nun über einen HIV-Patienten berichtet, dessen akute Covid-19-Infektion mehr als 750 Tage gedauert hat.

Der HIV-Patient hat in diesen mehr als zwei Jahren permanent Atemwegssymptome und musste fünfmal im Krankenhaus behandelt werden. Im Gegensatz zu Menschen mit Long Covid handelt es sich dabei nicht um Nachwirkungen einer überstandenen Infektion, sondern er war durchgehend mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert.

Der Grund für die Langzeitinfektion war sehr wahrscheinlich das schwache Immunsystem des Mannes. Der unbehandelte HIV-Patient hatte in seinem Blut nur 35 Helfer-T-Zellen pro Mikroliter, während gesunde Menschen 500 bis 1.500 Helfer-T-Zellen pro Mikroliter Blut besitzen.

Neue Mutationen durch lange Infektion

Laut den Wissenschaftlern ist ein solcher chronischer Covid-19-Krankheitsverlauf nicht nur für den Patienten gefährlich, sondern kann auch zu neuen Mutationen führen, die andere Menschen bedrohen und im schlimmsten Fall eine neue Covid-Welle auslösen können.

„Langfristige Infektionen geben dem Virus Zeit, Wege zu finden, um Zellen effizienter zu befallen. Die wirksame Behandlung solcher Infektionen ist daher nicht nur für den Patienten selbst, sondern auch für die öffentliche Gesundheit entscheidend.“

Genanalysen von Virusproben aus dem Zeitraum März 2021 bis Juli 2022 zeigen, dass das Virus sich im Körper des HIV-Patienten ähnlich schnell entwickelt hat wie in der übrigen Bevölkerung. Dabei entstanden Mutationen, die der späteren Omikron-Variante ähnelten.

„Langzeitinfektionen könnten auch Varianten hervorbringen, die sich leichter verbreiten.“

Der HIV-Patient zeigt somit, dass die Evolution von SARS-CoV-2 und die Entstehung von neuen, ansteckenden Varianten in einem einzelnen Menschen ablaufen können. Im konkreten Fall wurde die Virusmutation glücklicherweise kaum übertragen.

The Lancet Microbe, doi: 10.1016/j.lanmic.2025.101122

Spannend & Interessant
VGWortpixel