Robert Klatt
Das Blut junger Menschen enthält Proteine, die Haut alter Menschen deutlich verjüngen können. In Zukunft könnten daraus neue Anti-Aging-Wirkstoffe für Cremes und Injektionen produziert werden.
Hamburg (Deutschland). In der Literatur existiert seit Jahrhunderten der Mythos, dass das Blut junger Menschen das Leben älterer Menschen verlängern kann und ihre Lebenskraft und Schönheit bewahrt. Laut der kanadischen McGill University hat QAnon in seinen modernen Verschwörungstheorien die Erzählung übernommen und behauptet, dass vermögende Menschen Kinderblut trinken, um dadurch unsterblich zu werden.
Die Wissenschaft untersucht ebenfalls, ob junges Blut Alterungsprozesse beeinflussen kann. Forscher der Duke University (Duke) haben dabei 2023 entdeckt, dass die sogenannte heterochrone Parabiose das Leben älterer Mäuse verlängern kann. Es handelt sich dabei um einen Prozess, bei dem der Blutkreislauf von jungen Tieren operativ mit dem Blutkreislauf von älteren Tieren verbunden wird.
Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Beiersdorf AG hat auf Basis dieser Erkenntnisse die für die Verjüngung verantwortlichen Prozesse untersucht. Dabei haben sie entdeckt, dass das Blut von jungen Menschen Inhaltsstoffe enthält, die alternde Haut verjüngen können, aber nur in Kombination mit Knochenmarkzellen.
Laut der Publikation im Fachmagazin Aging haben die Forscher für ihre Studie ein Organ-on-a-Chip-System mit dreidimensionalen Gewebemodellen verwendet, nämlich ein vollschichtiges Hautmodell und ein Knochenmarkmodell mit Stammzellen, aus denen Blutzellen entstehen. In die Systeme wurden Blutserum von jungen Spendern unter 30 Jahren und älteren Spendern über 60 Jahren gegeben, um zu untersuchen, wie diese sich auf die Hautalterung auswirken.
Die Analyse zeigt, dass das Blut junger Menschen im Hautmodell die Alterungsprozesse nicht gebremst hat. Im kombinierten Haut- und Knochenmarkmodell hat das junge Blutserum die Zellteilung deutlich beschleunigt und dadurch das biologische Hautalter reduziert und die Energieproduktion der Knochenmarkzellen erhöht. Es kam dabei zu Veränderungen in den Knochenmarkzellen, die verjüngende Faktoren freisetzen und die Alterungserscheinungen im Hautmodell umkehren.
Eine anschließende Proteomanalyse zeigte, dass das Knochenmarkmodell als Reaktion auf das Blutserum der jungen Menschen 55 altersrelevante Proteine ausschüttet, darunter sieben Proteine mit klaren Anti-Aging-Effekte auf Bindegewebszellen (Fibroblasten) und Zellen der obersten Hautschicht (Keratinozyten). Die Effekte führen zu mehr Zellteilung, erhöhter Kollagenproduktion, gesünderen Mitochondrien und einer höheren Fähigkeit, sich in fettähnliche Zellen zu verwandeln.
Laut den Forschern zeigen die Ergebnisse, dass das Blut junger Menschen Inhaltsstoffe enthält, aus denen eine neue Klasse potenzieller Anti-Aging-Wirkstoffe produziert werden könnte. Diese konnten in der Zukunft als Basis für neue Cremes und Injektionen dienen.
Aging, doi: 10.18632/aging.206288