Robert Klatt
Bisher ging man davon aus, dass vor allem das Alter und der Testosteronspiegel die Fruchtbarkeit bei Männern beeinflussen. Neue Studiendaten zeigen nun, dass auch der Blutzuckerspiegel einen großen Einfluss hat. Männer können ihre Fruchtbarkeit somit durch gezielte Lebensstiländerungen verbessern.
Münster (Deutschland). Die Medizin ist bislang davon ausgegangen, dass die Fruchtbarkeit, Libido und Potenz eines Mannes hauptsächlich durch den Testosteronspiegel und das Alter beeinflusst werden. Forscher des Universitätsklinikums Münster haben auf dem ENDO 2025, dem Jahreskongress der Endocrine Society in San Francisco, nun eine Studie vorgestellt, laut der auch stoffwechselbedingte Veränderungen, vor allem ein höherer Blutzuckerspiegel, einen signifikanten Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit haben.
„Obwohl Alter und Testosteronspiegel lange als Hauptursachen für die nachlassende sexuelle Gesundheit von Männern galten, zeigt unsere Forschung, dass diese Veränderungen stärker mit moderaten Anstiegen des Blutzuckers und anderen metabolischen Faktoren zusammenhängen. Das bedeutet, dass Männer durch gezielte Lebensstiländerungen und medizinische Maßnahmen ihre reproduktive Gesundheit bewahren oder wiederherstellen können.“
An der Studie haben Männer im Alter von 18 bis 85 Jahren teilgenommen, bei denen keine Vorerkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Probleme bekannt waren. Bei den Probanden wurden im Zeitraum von 2014 bis 2022 regelmäßig der Hormonhaushalt, die Spermienqualität, die Erektionsfähigkeit, der Body-Mass-Index (BMI) und der Blutzuckerspiegel erfasst.
Laut den analysierten Daten hat ein leicht erhöhter Blutzuckerspiegel, der aber noch unterhalb der Diabetesgrenze von 6,5 % laut HbA1c-Test lag, die Beweglichkeit der Spermien und die Erektionsfunktion deutlich reduziert. Zudem wurde festgestellt, dass der Testosteronspiegel keinen direkten Einfluss auf die Erektionsfähigkeit hat, die subjektiv empfundene Libido aber deutlich verändern kann.
Die Ergebnisse zeigen somit, dass der individuelle Lebensstil eines Mannes, etwa die Ernährung und die körperliche Aktivität, einen signifikanten Einfluss auf seine Fruchtbarkeit und Erektionsfunktion haben kann. Die neuen Erkenntnisse können Ärzten dabei helfen, ihre Patienten besser zu behandeln.
„Wir hoffen, dass die gewonnenen Erkenntnisse Ärztinnen und Ärzten dabei helfen, gemeinsam mit ihren Patienten wirksame Strategien zum Erhalt der männlichen Sexualgesundheit zu entwickeln. Wir wissen nun, dass es möglich ist, auch im Alter sexuelle und reproduktive Gesundheit aktiv zu erhalten.“