Obduktionsregister

Gestorben mit oder an Covid-19?

Robert Klatt

Ärztin mit Schutzausrüstung )moc.hsalpsnudamahoM ikiV(Foto: © 

Laut Daten des zentralen Obduktionsregisters der Uniklinik RWTH Aachen sind in Deutschland zwischen 86 und 90 Prozent der Patienten an und nicht mit Covid-19 verstorben.

Aachen (Deutschland). Die Uniklinik RWTH Aachen hat im Jahr 2020 gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. (BDP) und der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP) ein zentrales Register der Obduktionen von an Covid-19 Verstorbenen (DeRegCOVID) initialisiert. Die im Obduktionsregister gesammelten Befunde sollen dabei helfen, neue Erkenntnisse über die Pathogenese von Covid-19 zu erlangen. Bis zum Oktober 2021 wurden Obduktionsergebnisse von 1.129 Covid-19-Patienten erfasst. Diese wurden an 29 Standorten, darunter primär Universitätsinstitute, in Deutschland erhoben.

Wissenschaftler um Peter Boor haben nun im Fachmagazin Lancet Regional Health Europe die bisherigen Ergebnisse des Obduktionsregisters veröffentlicht. Diese zeigen vor allem, dass Covid-19 schnell zu Todesfällen führen kann. In den beiden ersten Krankheitswellen starb etwa die Hälfte der obduzierten Patienten nach den ersten Symptomen innerhalb von weniger als zwei Wochen. In der dritten Welle starben noch 41 Prozent der obduzierten Patienten in diesem Zeitraum. Ein Großteil der verstorbenen Frauen war über 85 Jahre alt. Die Altersgipfel bei den Männern lagen bei 65 bis 69 Jahren und bei 80 bis 84 Jahren.

Akutes Atemnotsyndrom und Multiorganversagen

Laut dem Obduktionsregister starben 86 Prozent der Patienten an Covid-19. Bei den übrigen 14 Prozent war Covid-19 lediglich eine Begleiterkrankung, die den Tod nicht unmittelbar ausgelöst hat. Studiendaten stimmen somit mit Daten des Bundesverbands Deutscher Pathologen (BDP) überein, die bereits im August 2020 publiziert wurden.  Wenn auch Todesfälle durch Herzinfarkte und Herzversagen hinzugezählt würden, läge der Anteil der durch Covid-19 ausgelösten Todesfälle sogar bei mehr als 90 Prozent.

Bei Patienten, die in den ersten zwei Wochen an Covid-19 verstarben, war meist ein akutes Atemnotsyndrom (DAD/ARDS) die Ursache. Bei Patienten, die erst zwei Wochen oder später nach den ersten Covid-19-Symptomen verstarben, war meist ein Multiorganversagen der Grund. Auf dem dritten Platz der Todesursachen liegen Superinfektionen der Lunge durch Pilze und Bakterien, die durch eine schwere Infektion mit SARS-CoV-2 ausgelöst wurden.

Lancet Regional Health Europe, doi: 10.1016/j.lanepe.2022.100330

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