Drogenkonsum

Gene zeigen das Risiko für eine Cannabissucht

 Robert Klatt

Gene beeinflusst das Risiko einer Cannabiskonsumstörung (CUD) )kcotS ebodAdrofwarC kyM(Foto: © 

Etwa ein Drittel aller Cannabiskonsumenten entwickeln eine Cannabiskonsumstörung (CUD), die ihr Leben in unterschiedlichen Bereichen beeinträchtigen kann. Nun wurden Gene entdeckt, die das Risiko für die Drogensucht erhöhen, und dass Menschen mit diesen Genen ein höheres Risiko für viele Gesundheitsprobleme haben, darunter auch Infektionen mit HIV.

San Diego (U.S.A.). Der Cannabiskonsum nimmt in vielen Ländern stark zu, obwohl die Forschung die gesundheitlichen Effekte der Droge bisher noch nicht vollständig verstanden hat. Wissenschaftler der University of California, San Diego (UCSD) haben mit dem Gentestunternehmen 23andMe deshalb eine neue Studie durchgeführt, die genetische Zusammenhänge zwischen dem Cannabiskonsum und unterschiedlichen körperlichen, kognitiven und psychischen Merkmalen untersucht hat.

Im Fokus der Studie standen genetische Faktoren, die die Entwicklung einer Cannabiskonsumstörung (CUD) begünstigen. Es handelt sich dabei um eine psychische Krankheit, bei der Betroffene einen problematischen und anhaltenden Cannabiskonsum zeigen, der zu einer deutlichen Beeinträchtigung im Alltag führt, etwa in sozialen, beruflichen und gesundheitlichen Bereichen.

„Die meisten Menschen, die Cannabis ausprobieren, entwickeln keine Abhängigkeit. Doch Schätzungen zufolge betrifft eine Cannabiskonsumstörung fast 30 Prozent der Konsumenten. Wenn wir verstehen, welche genetischen Einflüsse frühe Konsummuster steuern, können wir besser erkennen, wer gefährdet ist und gezielte Präventionsmaßnahmen entwickeln.“

Genome-wide Association Study (GWAS) mit 130.000 Probanden

Die Wissenschaftler haben eine Genome-wide Association Study (GWAS) mit 130.000 Probanden durchgeführt, um mögliche Zusammenhänge zwischen den Genen und dem Cannabiskonsum zu identifizieren. Als Datenbasis dienten die genetischen Informationen des 23andMe-Forschungsprogramms. Die Teilnehmer haben zudem beantwortet, ob und wie oft sie Cannabis konsumieren.

„Seit Jahrzehnten wissen wir, dass genetische Faktoren beeinflussen, ob Menschen Drogen ausprobieren, wie oft sie konsumieren und wie hoch ihr Suchtrisiko ist. Methoden wie die GWAS ermöglichen es uns, molekulare Systeme zu identifizieren, die den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum, Gehirnfunktion und Verhalten erklären.“

Die analysierten Daten zeigen, dass Menschen mit einem dauerhaften und regelmäßigen Cannabiskonsum zwei Gene besitzen. Das Gen Cell Adhesion Molecule 2 (CADM2) ist vor allem im Gehirn für die Zellvernetzung und Signalübertragung verantwortlich und wurde bereits in anderen Studien mit Impulsivität und Fettleibigkeit verknüpft. Das zweite Gen ist der Metabotropic Glutamate Receptor 3 (GRM3), der ebenfalls an der Kommunikation zwischen den Neuronen im Gehirn beteiligt ist.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Genetik des Cannabiskonsums, sowohl das Ausprobieren als auch der regelmäßige Gebrauch, eng mit der Genetik anderer psychiatrischer Merkmale, kognitiver Eigenschaften und sogar körperlicher Gesundheitsprobleme verknüpft ist.“

Gene beeinflussen den Cannabiskonsum

Weitere Analysen haben 40 zusätzliche Gene, die mit lebenslangem Cannabiskonsum, und vier Gene, die mit Häufigkeit des Konsums zusammenhängen, identifiziert. 29 der 40 Gene wurden zuvor nicht mit dem Cannabiskonsum in Verbindung gebracht.

Anschließend haben die Forscher mit den Daten des All of Us Research Program der US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) und der Biobank des Vanderbilt University Medical Center untersucht, ob die Gesundheitszustände der Probanden mit ihrer genetischen Veranlagung zum Cannabiskonsum übereinstimmen.

Sie stellen dabei fest, dass ein häufiger und lebenslanger Cannabiskonsum mit mehr als einhundert Genmerkmalen verbunden ist, darunter genetische Merkmale für physische Erkrankungen wie Schizophrenie, ADHS, Angststörungen und Depressionen, kognitive Funktionen und physische Krankheiten wie Diabetes und chronische Schmerzen. Außerdem zeigen die Daten, dass Menschen mit den Genen ein höheres Risiko für Tabakkonsum, Autoimmunerkrankungen und Infektionskrankheiten wie HIV haben.

„Cannabiskonsum bewegt sich auf einem Kontinuum. Wenn wir diese Zwischenstufen genetisch erfassen, können wir nachvollziehen, wie sich das Risiko für eine Cannabiskonsumstörung im Laufe der Zeit entwickelt.“

Die Wissenschaftler erhoffen sich, dass auf Basis ihrer Ergebnisse ein Medikament zur Behandlung von Cannabiskonsumstörungen entwickelt werden kann.

Quellen:

Pressemitteilung der University of California, San Diego (UCSD)

Studie im Fachmagazin Molecular Psychiatry, doi: 10.1038/s41380-025-03219-2

Spannend & Interessant
VGWortpixel