Ökosystem

Rotes Meer ist vor 6,2 Millionen Jahren komplett ausgetrocknet

 Robert Klatt

Indischer Ozean hat einst das Rote Meer geflutet )kcotS ebodAgreSotohP(Foto: © 

Das Rote Meer ist vor rund 6,2 Millionen Jahren vollständig ausgetrocknet. Der Indische Ozean hat es anschließend schnell wieder geflutet und dadurch ein artenreiches Ökosystem beschaffen.

Thuwal (Saudi-Arabien). Das Rote Meer ist ein schmaler Meeresarm zwischen Nordostafrika und der Arabischen Halbinsel, der im Süden über die Meerenge von Bab al-Mandab den Indischen Ozean mit dem Golf von Aden verbindet und im Norden in den Suezkanal mündet. Mit etwa 2.300 Kilometern Länge, bis zu 355 Kilometern Breite und Tiefen von über 2.800 Metern zählt es zu den salzreichsten Meeren der Welt. Es entstand vor rund 30 Millionen Jahren, als sich die Arabische und die Afrikanische Platte zu trennen begannen.

Forscher der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) haben nun eine Studie publiziert, laut der das Rote Meer vor rund 6,2 Millionen Jahren vollständig ausgetrocknet ist und anschließend vom Indischen Ozean abrupt geflutet wurde, als Wassermassen vulkanische Barrieren durchbrochen und die Meerenge von Bab al-Mandab geöffnet haben.

Rapider Wandel des Roten Meeres

Laut den mikropaläontologischen Analysen, der geochemischen Datierung und den modernen Bildgebungsverfahren hat der Wandel des Roten Meeres „nur“ 100.000 Jahren angedauert, lief also in geologischen Dimensionen rapide ab.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Becken des Roten Meeres eines der extremsten Umweltereignisse der Erdgeschichte aufzeichnet, als es vollständig austrocknete und anschließend plötzlich wieder geflutet wurde, etwa vor 6,2 Millionen Jahren. Diese Flut veränderte das Becken grundlegend, stellte marine Bedingungen wieder her und schuf die dauerhafte Verbindung zwischen dem Roten Meer und dem Indischen Ozean.“

Indischer Ozean hat Rotes Meer geflutet

Die Analyse der Wissenschaftler zeigt, dass das Rote Meer im Norden einst mit dem Mittelmeer verbunden war. Als diese Verbindung verschwunden ist, ist es ausgetrocknet und hat sich in eine Salzlandschaft verwandelt. Im Süden haben hingegen vulkanische Barrieren das Rote Meer vom Indischen Ozean getrennt. Diese Barrieren wurden vor rund 6,2 Millionen Jahren durch den enormen Wasserdruck zerstört und die Salzlandschaft wurde erneut in ein Meer verwandelt.

Dabei hat das einströmende Wasser eine 320 Kilometer lange Unterwasserschlucht in den Meeresboden geschliffen, die noch heute sichtbar ist. Die Flutung der Salzlandschaft hat nur wenige Jahrtausende gebracht.

Marines Ökosystem

Laut den Forschern hat sich der geologische Vorgang rund eine Million Jahre vor der Zanklischen Flut ereignet, die das ausgetrocknete Mittelmeer befüllt hat. Im Roten Meer hat das Wasser aus dem Indischen Ozean ein marines Ökosystem geschaffen, in dem unterschiedliche Meeresorganismen leben, darunter auch artenreiche Korallenriffe.

Aufgrund seiner rapiden Änderungen gilt das Rote Meer in der Geowissenschaft als Beispiel dafür, wie sehr der Klimawandel und tektonische Kräfte ein Ökosystem über Millionen Jahre verändern können. Die aktuelle Entdeckung zeigt zudem, wie stark die Entwicklung des Roten Meeres mit den globalen Veränderungen der Ozeane verknüpft ist.

„Diese Studie erweitert unser Wissen über die Prozesse, durch die sich Ozeane auf der Erde bilden und ausdehnen. Zugleich unterstreicht sie die führende Rolle der KAUST in der Erforschung des Roten Meeres.“

Quellen:

Studie im Fachmagazin Communications Earth & Environment, doi: 10.1029/2025JG008759

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