Robert Klatt
Die Masse des antarktischen Eisschildes (AIS) hat laut neuen Satellitendaten wieder zugenommen. Die Antarktis hat dadurch in den letzten Jahren den globalen Meeresspiegelanstieg reduziert.
Shanghai (China). Die Masse des antarktischen Eisschildes (AIS) ist entscheidend für den globalen Meeresspiegel. Laut früheren Analysen hat der AIS, vor allem in der Westantarktis und auf der antarktischen Halbinsel, kontinuierlich an Masse verloren, während die Gletscher in der Ostantarktis stabil waren. Forscher der Tongji University haben nun eine Studie publiziert, laut der es in der Antarktis zwischen 2021 und 2023 eine Rekordzunahme an Eismasse gab.
Laut der Publikation im Fachmagazin Science China Earth Sciences basiert die Studie auf Daten der Satellitenmissionen GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment) und GRACE-FO (Follow-On). Die Satellitendaten der Gravitation zeigen, dass die Massenverteilung des antarktischen Eisschildes sich deutlich verändert hat und dass die Masse des AIS wieder zugenommen hat.
Im Zeitraum von 2002 bis 2010 hat das AIS im Mittel jährlich 73,79 Gigatonnen Masse verloren. Die Fehlermarge liegt bei 56,27 Gigatonnen. Die tatsächliche Rate könnte also zwischen 17,52 und 130,06 Gigatonnen Eisverlust pro Jahr liegen. Im Zeitraum von 2011 bis 2020 lag der Massenverlust des Eises in der Antarktis bei 142,06 Gigatonnen jährlich, mit einer Fehlermarge von 56,12 Gigatonnen. Die deutliche Zunahme geht vor allem auf den verstärkten Eisverlust in der Westantarktis und im WL-QML-Gebiet in der Ostantarktis zurück.
Überraschenderweise ist das Eisschild trotz des anhaltenden Klimawandels und der stetig zunehmenden Temperaturen im Zeitraum von 2021 bis 2023 jährlich um 107,79 Gigatonnen gewachsen. Die Fehlermarge liegt bei 74,90 Gigatonnen. Die deutliche Zunahme des Eisschildes wurde laut den Wissenschaftlern hauptsächlich durch die hohen Regenmengen ausgelöst.
Im Fokus der Studie standen die vier Gletscherbecken im Wilkesland–Queen-Mary-Land, Totten, Moskau-Universität, Denman und Vincennes. Diese Gletscher haben zwischen 2011 und 2020 47,64 Gigatonnen mehr Eis verloren (Fehlermarge 8,14 Gigatonnen) als im Jahrzehnt zuvor. Wenn diese Gletscher komplett verschwinden würden, könnte der globale Meeresspiegel um mehr als sieben Meter steigen.
„Dieser beschleunigte Massenverlust wurde hauptsächlich durch zwei Faktoren verursacht: die Reduktion der Oberflächenmasse (72,53 %) und einen erhöhten Eisabfluss (27,47 %).“
Von 2002 bis 2010 hat die Abnahme des AIS jährlich 0,20 Millimeter (Fehlermarge 0,16 Millimeter) zum globalen Meeresspiegelanstieg beigetragen. 2011 bis 2022 lag der Beitrag zum Meeresspiegelanstieg bei 0,39 Millimeter (Fehlermarge 0,15 Millimeter) pro Jahr. Im Zeitraum von 2021 bis 2023 hat die Massenzunahme des Eis in der Antarktis negativ zum Meeresspiegelanstieg beigetragen und ihn jährlich um 0,30 Millimeter (Fehlermarge 0,21 Millimeter) reduziert.
Science China Earth Sciences, doi: 10.1007/s11430-024-1517-1