Enzyme untersucht

Grönlandhaie leben aufgrund ihres stabilen Muskelstoffwechsel lange

Robert Klatt

Grönlandhaie hat eine hohe Lebenserwartung )kcotS ebodAiteydettod(Foto: © 

Grönlandhaie (Somniosus microcephalus) haben die höchste Lebenserwartung aller Wirbeltiere. Dies liegt an ihrem stabilen Stoffwechsel, der auch im hohen Alter nicht abnimmt.

Manchester (England). Grönlandhaie (Somniosus microcephalus) sind die Wirbeltiere mit der höchsten Lebenserwartung. Es ist belegt, dass die Tiere mindestens 270 Jahre alt werden können. Laut Ewan Camplisson von der Universität Manchester können Grönlandhaie wahrscheinlich sogar ein Alter von 500 Jahren erreichen. Der Doktorand hat deshalb untersucht, wieso die Tiere so ein langes Leben haben.

„Wir wollen verstehen, welche Anpassungen sie haben, die ihnen ein so langes Leben ermöglichen.“

In der Biologie ging man bislang davon aus, dass die lange Lebensdauer auf die kalte Umgebung und die minimale Bewegung der Grönlandhaie zurückgeht. In den letzten Jahren hat die Forschung aber zahlreiche Indizien dafür gefunden, dass die extreme Langlebigkeit der Haie deutlich komplexere Gründe hat.

Stoffwechsel der Grönlandhaie untersucht

Ein Team um Camplisson hat deshalb den Stoffwechsel der Grönlandhaie untersucht. Sie haben dazu Enzymtests an konservierten Muskelgewebeproben durchgeführt und mit einem Spektrophotometer die Stoffwechselaktivität dieser Enzyme gemessen. Dazu haben die Forscher Proben verwendet, die von unterschiedlich alten Grönlandhaien stammen.

„Die meisten Arten zeigen Variationen in ihrem Stoffwechsel, wenn sie altern. Wir wollen feststellen, ob Grönlandhaie auch dieses traditionelle Zeichen des Alterns zeigen oder ob ihr Stoffwechsel im Laufe der Zeit unverändert bleibt.“

Im Gegensatz zu anderen Tierarten haben die Wissenschaftler nahezu keine signifikanten Veränderungen in der Muskelstoffwechselaktivität unterschiedlicher alter Grönlandhaie entdeckt. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Stoffwechsel sich im Leben der Grönlandhaie kaum verändert und somit ein Grund für die Langlebigkeit sein könnte.

„Das ist ganz anders als bei den meisten Tieren, die dazu neigen, im Alter einige Variationen in ihrer Stoffwechselenzymaktivität zu zeigen. Die Ergebnisse unterstützen unsere Hypothese, dass der Grönlandhai nicht die gleichen traditionellen Zeichen des Alterns wie andere Tiere zeigt.“

Höhere Stoffwechselaktivität bei hohen Temperaturen

Die analysierten Proben zeigen zudem, dass die Aktivität der Stoffwechselenzyme der Grönlandhaie bei höheren Temperaturen zunimmt.

„Dies würde darauf hindeuten, dass der Stoffwechsel der roten Muskeln des Hais nicht speziell an die polare Umgebung angepasst ist, sonst hätten wir erwartet, dass wir weniger temperaturbedingte Unterschiede in der Aktivität sehen.“

Angesichts des Klimawandels könnte dies dazu führen, dass der Grönlandhai, der kaum anpassungsfähig zu sein scheint, stark vom Aussterben bedroht ist.

„Ein weiblicher Grönlandhai wird möglicherweise erst mit 150 Jahren geschlechtsreif, und mit einer so langen Generationszeit wird die Art weitaus weniger Chancen haben, sich an anthropogene Veränderungen ihrer Umwelt anzupassen.“

Die Wissenschaftler möchten in Folgestudien weitere Enzyme und Gewebeproben der Grönlandhaie untersuchen, um den Stoffwechsel der Tiere noch besser verstehen zu können. Laut ihnen kann das Wissen nicht nur dabei helfen, den Grönlandhai zu schützen, sondern auch in der Medizin verwendet werden, etwa um Herzkrankheiten des Menschen besser zu verstehen.

„Durch das Studium des Grönlandhais und seines Herzens könnten wir ein besseres Verständnis für unsere eigene Herz-Kreislauf-Gesundheit gewinnen. Dies sind Probleme, die mit zunehmendem Alter immer häufiger und schwerwiegender werden.“

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