Neue Gefahren aus dem Eis?

Forscher machen 700 Jahre altes Virus wieder infektiös

D. Lenz

Der bisher unbekannte Virus hat 700 Jahre im Eis überlebt. )namrooM nairB(Foto: © 

Eis ist spätestens seit dem Ötzi-Fund 1991 dafür bekannt, eine hervorragende konservierende Wirkung zu haben. Wie sich jetzt herausstellte, gilt das aber nicht nur für Mumien, sondern auch für Viren. Wissenschaftler entdeckten ein Virus, das über 700 Jahre im Eis eingeschlossen war und machten es wieder infektiös.

San Francisco (U.S.A.). Forscher des Department of Plant Pathology der University of California sind bei der Untersuchung von Eisbohrproben auf ein eingeschlossenes Pflanzenvirus gestoßen. Es hat laut der Berechnungen mehr als 700 Jahre im Eis überdauert. Das Erbgut konnte in dieser Zeit erstaunlich gut konserviert werden. Dem Forscherteam gelang es, mithilfe der DNA verwandter heutiger Viren, die Erreger aus dem Eis wieder zu aktivieren und eine Tabakpflanze mit dem Virus zu infizieren.

Es zeigte sich zwar kein Krankheitsbild und das Virus ist in dieser Form ungefährlich, doch die Wissenschaftler um Eric Delwart konnten die Verbreitung nachweisen und damit ist das Virus tatsächlich wieder infektiös – nach mehreren hundert Jahren. Die Ergebnisse, welche im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurden zeigen, dass das Erbgut von Viren äußerst lange im Eis überdauern kann. Führt also der Klimawandel zu neuen Gefahren für die Menschheit, in Form von unerforschten Viren?

Führt der Klimawandel zu neuen Erregern aus dem Eis?

Delwart und seine Kollegen schließen dieses Szenario nicht aus. Sie machen sogar ausdrücklich darauf aufmerksam, dass ihre Entdeckung diese Gefahren bestätigt. Denn mit abschmelzenden Permafrostböden durch den Klimawandel können jahrhundertelang eingeschlossene Viren freigesetzt werden, die der Forschung bisher nicht bekannt sind. Man muss jedoch relativieren: Denn es stellt sich die Frage, ob solche Viren nach so langer Zeit überhaupt noch infektiös sind oder ob man sie (wie im Fall der untersuchten Pflanzenviren) erst künstlich aktivieren müsste, bevor sie zur Gefahr würden.

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