Robert Klatt
Tidal Disruption Event (TDE), bei denen ein Schwarzes Loch einen Stern zerreißt, wurden bisher kaum entdeckt. Eine neue Methode hat die Anzahl der bekannten Ereignisse mehr als verdoppelt.
Cambridge (U.S.A.). In der Astronomie bezeichnet man das nahe Aufeinandertreffen von einem Schwarzen Loch mit einem Stern als Tidal Disruption Event (TDE). Die hohe Gravitation des Schwarzen Lochs reißt dabei Teile des Sterns heraus. Entdeckt wurden TDEs bisher nur im optischen und im Röntgenspektrum. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) um Megan Masterson haben mit einer neuen Methode kürzlich 18 Sterne identifiziert, die von einem nahen Schwarzen Loch zerrissen werden. Ihre Entdeckung hat die Anzahl der bekannten TDEs mehr als verdoppelt.
Laut der Publikation im The Astrophysical Journal haben die Astronomen Daten des Wide-Field Infrared Survey Explorer (WISE), ein Weltraumteleskop der NASA, analysiert. Die dabei entdeckten zeitweise aufleuchtenden Infrarotquellen haben sie mit Datenbanken zu Galaxien verknüpft, um alle Signale aussortieren zu können, dessen Ursprung über 600 Millionen Lichtjahre entfernt ist. Überdies haben sie Infrarotsignale von bekannten Quellen, darunter Supernovae und aktive Galaxienkerne, aussortiert.
Die übrigen Infrarotspektren haben die Forscher nach typischen Mustern eines TDE untersucht. Sie konnten dabei in unterschiedlichen Galaxientypen 18 klar Signale entdecken. Alle zuvor bekannten TDEs wurden hingegen in lediglich einem bestimmten Galaxientyp entdeckt. Laut den Astronomen liegt dies daran, dass die Signale im optischen und im Röntgenbereich, die bislang für die Identifikation von TDEs verwendet wurden, in vielen Galaxientypen vom interstellaren Staub „geschluckt“ werden.
Die neuen Daten aus dem Infrarotspektrum zeigen überdies, dass eine solche Sternenzerstörung deutlich öfter als bislang angenommen basiert. Im Mittel kommt es alle 50.000 Jahre pro Galaxie zu einem TDE.
The Astrophysical Journal, doi: 10.3847/1538-4357/ad18bb
