Mobilität

U-Bahnnetz senkt Autoverkehr in Europas Städten deutlich

 Robert Klatt

U-Bahn reduziert den Autoverkehr in Berlin )kcotS ebodAonups(Foto: © 

Autos sorgen in vielen Städten für Staus und eine hohe Feinstaubbelastung. Mobilitätsdaten zeigen nun, dass ein U-Bahnnetz den Autoverkehr stark reduzieren kann und einen deutlich größeren Effekt als Straßenbahnen hat.

Wien (Österreich). In vielen Städten sorgen Autos für zäh fließenden Verkehr und eine hohe Feinstaubbelastung. Die Städte versuchen deshalb, den Autoverkehr mit unterschiedlichen Maßnahmen zu reduzieren, darunter auch Investitionen in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Rafael Prieto-Curiel vom Complexity Science Hub (CSH) hat nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob U-Bahnen und Straßenbahnen den Autoverkehr in europäischen Städten beeinflussen.

Der Wissenschaftler hat dazu Mobilitätsdaten aus rund 400 europäischen Städten analysiert, die die täglichen Wege der Bewohner enthalten und diese in die Kategorien Mobilität (Gehen und Radfahren), öffentlicher Verkehr (U-Bahn, Straßenbahn, Bus) und motorisierter Individualverkehr (Auto, Taxi, Motorrad, Fahrdienste) unterteilen. Die Daten stammen aus einem großen Datensatz, der zuvor für andere Studien erstellt wurde, und können über die Plattform Cities Moving abgerufen werden.

„Ich habe 47 Städte mit U-Bahn, 46 Städte mit Straßenbahn, aber ohne U-Bahn, und 285 Städte ohne beide Systeme analysiert.“

U-Bahnen reduzieren Autofahrten stark

Laut den analysierten Daten haben Autofahrten in Städten ohne Schienenverkehr den höchsten Anteil an den absolvierten Wegen (54 %). In Städten mit Straßenbahnen, aber ohne U-Bahn ist er geringer (50 %) und in Städten mit U-Bahnen am geringsten (37 %). Bewohner in Städten mit einer U-Bahn nutzen den ÖPNV zudem deutlich öfter (35 %) als Bewohner von Städten, die nur eine Straßenbahn haben (21 %), und Bewohner von Städten ohne Schienenverkehr (16 %).

„Das bedeutet, dass Menschen in Städten ohne U-Bahn im Schnitt fast eineinhalbmal so viele Autofahrten pro Kopf unternehmen wie in Städten mit Metro.“

Die Daten zeigen zudem, dass die Stadtgröße das Mobilitätsverhalten stark beeinflusst. In Großstädten mit mehr als 750.000 Einwohnern ist der Anteil der Autofahrten hoch (63 %), wenn es kein U-Bahnnetz gibt, egal ob es ein Straßenbahnnetz gibt. Wenn ein U-Bahnnetz existiert, ist der Anteil des Autoverkehrs auch in diesen Städten konstant niedrig (36 %). Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bleibt durch ein U-Bahnnetz also stabil, auch wenn die Bevölkerung hoch ist, während die Nutzung des ÖPNV bei größeren Städten abnimmt, wenn diese nur über Straßenbahnen verfügen.

„Natürlich gibt es städtische Ausnahmen. So haben Utrecht (Niederlande), Szeged (Ungarn) und Bern (Schweiz) keine Metro, aber dennoch nur rund 20 Prozent Autofahrten, dank eines hohen Anteils aktiver Mobilität. Umgekehrt verzeichnen Städte wie Rom (Italien) mit Metro oder Toulouse (Frankreich) mit über 60 Prozent vergleichsweise hohe Autonutzung. Im Durchschnitt zeigt sich jedoch ein klarer Effekt: Eine Stadt mit einer Million Einwohnern verzeichnet rund 370 Millionen Autofahrten pro Jahr, wenn sie eine U-Bahn besitzt. Eine gleich große Stadt mit Straßenbahn, aber ohne Metro, kommt auf etwa 700 Millionen, also fast doppelt so viele.“

Kleine Anpassungen mit großer Wirkung

Wie der Mobilitätsforscher erklärt, können selbst kleine Anpassungen große Effekte haben. Als Beispiel nennt ihr Wien, wo eine Reduzierung des Anteils der Autofahrten von 27 auf 26 Prozent rund vier Prozent weniger Autofahrten bedeutet. Dies entspricht rund sechs Millionen Fahrten weniger pro Jahr.

„Die Studie zeigt deutlich: Leistungsfähiger öffentlicher Verkehr ist ein entscheidender Treiber nachhaltiger urbaner Mobilität. Schon kleine Reduktionen beim Autoverkehr bringen spürbare kollektive Vorteile.“

Quellen:

Pressemitteilung des Complexity Science Hub (CSH)

Studie im Fachmagazin Nature Cities, doi: 10.1038/s44284-025-00342-7

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