Clarino-Clipperton-Zone

Tiefseebergbau bedroht tausende unbekannte Tierarten

Robert Klatt

Unbekannte Tierart in der Clarino-Clipperton-Zone (CCZ) )gro.zccxetrams/tcejorP XETRAMS(Foto: © 

In der Clarino-Clipperton-Zone (CCZ) im Pazifik könnte bald der Tiefseebergbau starten. Eine Studie zeigt nun, dass dort tausende unbekannte Tierarten leben, die die Rohstoffgewinnung des Menschen gefährden würde.

London (England). Die Industrie sucht permanent nach neuen Rohstoffvorkommen. In den letzten Jahren ist die Tiefsee dabei zunehmend in den Fokus gerückt, weil dort große Mengen an Eisen, Mangan und anderen Metallen existieren. Welche Risiken, deren Abbau für das dortige Ökosystem hätte, hat die Wissenschaft bisher aber kaum untersucht.

Eine Studie des Natural History Museum hat sich deshalb mit dem Clarino-Clipperton-Zone (CCZ) zwischen Mexiko und Hawaii im Pazifik detailliert beschäftigt. Es handelt sich dabei um eines der ersten Gebiete, in denen Tiefseebergbau stattfinden könnte. Laut der Publikation im Fachmagazin Current Biology entdeckten die Forscher um Muriel Rabone dabei, dass der Tiefseebergbau in der CCZ potenziell tausende unbekannte Tiere gefährdet.

5.578 Tierarten in der Clarino-Clipperton-Zone

Die Forschergruppe hat im Rahmen ihrer Untersuchung ein umfangreiches Screening sämtlicher vorhandener Informationen aus wissenschaftlichen Reisen zur CCZ durchgeführt, bei denen Arten katalogisiert wurden. Die umfassenden Prüfung von 100.000 Einträgen zeigt, dass in der CCZ 578 unterschiedlichen Spezies leben, von denen ein Großteil (92 %) bisher unbekannt war und lediglich temporäre Bezeichnungen hatte. Übereinstimmende Ergebnisse mit anderen Datenbanken belegten, dass nur ein winziger Bruchteil der neuen Arten, spezifisch sechs, darunter ein Seeigel, ein Nematode und ein fleischfressender Schwamm, in anderen Gebieten gesichtet wurden.

Arthropoden, Würmer, Stachelhäuter und Schwämme

Es erstaunt kaum, dass der überwiegende Teil dieser Diversität auf Gliederfüßer, Würmer, Stachelhäuter und Schwämme zurückzuführen ist, die dennoch komplexe Lebensgemeinschaften formieren können. Einige der Arten, die in den Tiefen dieser Region vorkommen, sind wirklich bemerkenswert. Einige Schwämme ähneln herkömmlichen Badeschwämmen, während andere eine vasenähnliche Form aufweisen.

„Zu meinen Lieblingsstücken gehören die Glasschwämme. Sie haben diese kleinen Stacheln, und unter dem Mikroskop sehen sie wie winzige Kronleuchter oder kleine Skulpturen aus.“

Die Autoren vermuten, dass die entdeckte biologische Vielfalt in der CCZ lediglich das sichtbare Ausmaß der Artenvielfalt darstellt. Die Gesamtzahl der noch unentdeckten Arten in diesem Gebiet könnte sich auf weitere 6.000 bis 8.000 erstrecken.

Internationalen Meeresbodenbehörde reguliert Tiefseebergbau

Die Regulierung des Bergbaus in der CCZ obliegt der Internationalen Meeresbodenbehörde, einem zwischenstaatlichen Gremium mit 167 Mitgliedsländern. Obwohl bereits Förderlizenzen erteilt wurden, steht die kommerzielle Ausbeutung noch aus. Es wurden zwar bereits erste Probenentnahmen durchgeführt, um die Machbarkeit des Abbaus zu prüfen, allerdings hat die globale Gemeinschaft bisher keine einheitlichen Richtlinien für die Extraktion festgelegt, was bisher eine umfangreiche Bergbauaktivität verhindert hat.

„Es gibt so viele wunderbare Arten in der CCZ, und angesichts des drohenden Bergbaus ist es doppelt wichtig, dass wir mehr über diese bisher kaum untersuchten Lebensräume wissen.“

Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2023.04.052

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