116 Entladungen

Rekordblitz mit 829 Kilometern Länge in den U.S.A. gemessen

 Robert Klatt

829 Kilometer langer Rekordblitz )kcotS ebodAratep(Foto: © 

In historischen Blitzdaten eines geostationären Wettersatelliten wurde ein 829 Kilometer langen Rekordblitz identifiziert. Der Blitz hat sich einem Gewitter in Texas gebildet und von dort über Oklahoma bis nach Kansas ausgebreitet. Er gehört zu einer kaum untersuchten Klasse von Blitzen, die noch hunderte Kilometer abseits von Gewitterwolken einschlagen können.

Tempe (U.S.A.). Blitze sind eines der energiereichsten Wetterphänomene auf der Erde. Sie heizen die Luft auf zehntausende Grad Celsius und produzieren Gammastrahlen und können laut dem Santa-Cruz-Institute for Particle Physics (SCIPP) sogar Antimaterie erzeugen. Laut einer Studie der Technischen Universität München (TUM) töten sie etwa 320 Millionen Bäume jährlich.

Sogenannte Megablitze sind tausendfach so energiereich wie normale Blitze und können mehrere hundert Kilometer lang sein, darunter laut Forschern des Los Alamos National Laboratory (LANL) ein 709,8 Kilometer langer Blitz, der sich am 31. Oktober 2018 über Brasilien ereignet hat.

Rekordblitz über Texas

Forscher der Arizona State University (ASU) haben mithilfe von Blitzdaten eines geostationären Wettersatelliten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) entdeckt, dass es am 22. Oktober 2017 einen noch längeren Blitz gab. Laut der Publikation im Fachmagazin Bulletin of the American Meteorological Society ist der Blitz im Osten von Texas entstanden und hat sich von dort über eine Distanz von 829 Kilometern ausgebreitet.

„Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass es noch größere Extreme bei den Megablitzen gibt. Wir hoffen, dass wir noch mehr von ihnen finden, wenn im Laufe der Zeit mehr hochaufgelöste Blitzdaten eingehen.“

116 Entladungen von einem Blitz

Die analysierten Satellitendaten enthielten untypische Blitzsignaturen. Diese waren nicht zufällig im Gewittergebiet verteilt, sondern es haben sich 116 Entladungen nacheinander fortgesetzt.

„Diese Entladungen entwickelten sich aus einer isolierten Konvektionszelle, die vor einer scharfen Kaltfront im Norden von Texas lag.“

Die Untersuchungen der 116 Entladungen zeigen, dass sie alle von einem einzelnen, sehr langen Blitz stammen, der 7,3 Sekunden gedauert hat und 829 Kilometer lang war. Der neuentdeckte Blitz hat den vorherigen Weltrekord somit um rund 100 Kilometer übertroffen und war etwa so lang wie die Nord-Süd-Ausdehnung von Deutschland. Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gehörte der Blitz zu einer bisher kaum erforschten Klasse von Blitzen, die noch hunderte Kilometer abseits von Gewitterwolken einschlagen kann.

„Blitze sind ein faszinierendes Phänomen, aber auch eine große Gefahr, die weltweit jährlich viele Leben fordert. Diese neuen Beobachtungen bestätigen, dass geladenen Gewitterwolken Blitze erzeugen können, die extrem weite Distanzen zurücklegen.“

Die Wissenschaft kann bisher noch nicht erklären, wieso solche extrem langen Blitze entstehen. Normalerweise bilden sie sich in langanhaltenden Gewitterzentren, die 14 Stunden oder länger bestehen. Ein Megablitz entlädt die gesamte Energie der Gewitterwolke auf einmal.

„Deshalb ereignen sich Megablitze auch in Gewittersystemen, nachdem diese 30 Minuten oder länger nicht mehr geblitzt oder gedonnert haben und inaktiv erscheinen.“

Bulletin of the American Meteorological Society, doi: 10.1175/BAMS-D-25-0037.1

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