Robert Klatt
Die öffentlichkeitswirksamen Proteste der Letzten Generation, darunter das Beschmieren eines Gemäldes mit Kartoffelbrei oder das Festkleben auf einer Straße, sind umstritten. Eine neue Analyse zeigt nun, dass die Maßnahmen Wahlen zugunsten der Linken und Grünen beeinflusst haben und dass die AfD dadurch viele Stimmen verloren hat.
London (England). Die sogenannten Klimastreiks von Fridays for Future haben laut unterschiedlichen Studien die Klimapolitik positiv beeinflusst und unter anderem dazu geführt, dass die Grünen bei der Europawahl 2019 und der Bundestagswahl 2021 mehr Stimmen erhalten haben. Wie sich die Maßnahmen der Letzten Generation, darunter auch Straßenblockaden und Sachbeschädigungen, auf die Unterstützung von klimapolitischen Maßnahmen durch die Bevölkerung ausgewirkt haben, ist hingegen noch umstritten. Manche Studien zeigen, dass die öffentlichkeitswirksamen Aktionen, etwa das Beschmieren eines Gemäldes mit Kartoffelbrei oder das Festkleben auf einer Straße, die Akzeptanz klimapolitischer Maßnahmen reduziert haben, während andere Studien gegenteilige Resultate erbracht haben.
Wissenschaftler des Social Change Lab haben nun eine neue Studie publiziert, die untersucht hat, ob und wie sich die Aktionen der Letzten Generation auf Wahlen ausgewirkt haben. Dazu haben die Forscher Protestdaten und Wahlumfragen miteinander verknüpft. Die Daten zeigen, dass eine Aktion der Letzten Generation in den kommenden sieben Tagen die Zustimmung für Linke und Grüne insgesamt um 0,33 Prozent erhöht und die Zustimmung der Alternative für Deutschland (AfD) um 0,44 Prozent reduziert. Bei einer Wahl in Deutschland würden die Linke und Grüne dadurch etwa 160.000 zusätzliche Stimmen erhalten und die AfD würde 220.000 Stimmen verlieren. Es profitieren also Parteien von den Protesten, die sich für Maßnahmen gegen den Klimawandel einsetzen.
„Eine plausible Erklärung ist, dass die Klimaproteste die AfD-Wähler zur klimafreundlicheren CDU und die Wähler der SPD zu den klimafreundlicheren Parteien Grüne und Linke wandern.“
Die Forscher haben zudem untersucht, welche Auswirkungen die Aktionen ähnlicher Gruppen in Schweden und Großbritannien hatten. Die Analyse offenbart, dass in Schweden vor allem klimafreundliche Parteien profitiert haben, während in Großbritannien sowohl progressive als auch konservative Parteien durch die Proteste an Zustimmung gewonnen haben.
„Dies deutet darauf hin, dass die Klimaproteste im Vereinigten Königreich stärker polarisierend wirken.“
Insgesamt bezeichnen die Wissenschaftler des Social Change Lab die Auswirkungen der Letzten Generation auf klimapolitische Maßnahmen als positiv. Laut ihnen können bereits kleine Änderungen in der Wahlabsicht die Klimapolitik eines Landes deutlich beeinflussen.