Robert Klatt
In Europa gab es 2022 fast 69.000 hitzebedingten Todesfälle. Mehr als die Hälfte davon entfallen auf den menschlichen Anteil am Klimawandel. Ohne entsprechende Anpassungsmaßnahmen wird die Zahl der Hitzetoten weiter zunehmen.
Barcelona (Spanien). Im Sommer 2022 gab es in Europa eine extreme Hitzewelle, die laut Daten des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) 68.593 Hitzetote verursacht hat. Eine Studie der Universitat Pompeu Fabra (UPF) zeigt nun, dass es 38.154 der hitzebedingten Todesfälle (56 %) ohne den menschengemachten Klimawandel nicht gegeben hätte. Ein Großteil dieser vermeidbaren Todesfälle entfiel auf Frauen und Menschen ab 80 Jahren.
„Diese Studie zeigt das Ausmaß der Gesundheitsrisiken durch den globalen Klimawandel. Wir sehen eine Zunahme der hitzebedingten Sterblichkeit in nahezu allen untersuchten Ländern, aber nicht alle sind gleichermaßen betroffen – Frauen und ältere Menschen sind besonders anfällig für die Folgen steigender Temperaturen.“
Laut der Publikation im Fachmagazin npj Climate and Atmospheric Science basiert die Studie auf Temperatur- und Sterblichkeitsdaten aus 35 europäischen Ländern aus dem Zeitraum von 1880 bis 2022. Zudem haben die Forscher den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel und die steigenden Temperaturen errechnet. Sie konnten so ein Modell erstellen, dass die Anzahl der hitzebedingten Todesfälle zeigt, die es in Europa ohne den menschlichen Anteil am Klimawandel gegeben hätte.
Die Daten offenbaren zudem regionale Unterschiede in der Hitzemortalität. Am stärksten betroffen waren Länder im Süden Europas, wo die Rate der Hitzetoten pro Million Einwohner etwa doppelt so hoch war wie in Nordeuropa. Angesichts dieser Situation fordert Joan Ballester Claramunt, Forscher des European Research Council (ERC), dass die Behörden neue Anpassungsstrategien als Reaktion auf die immer extremen Hitzewellen entwickeln sollten. Ohne entsprechende Maßnahmen werden hitzebedingte Todesfälle in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
„Die Ergebnisse unterstreichen, wie dringlich umfassende Anpassungsmaßnahmen in Europa sind. Diese Studie mahnt eindringlich zu einer stärkeren und wirksameren Überwachung sowie Prävention durch Behörden und Regierungen in Europa. Ohne konsequente Maßnahmen wird es immer häufiger zu Rekordtemperaturen und einer steigenden Zahl von Hitzetoten kommen.“
npj Climate and Atmospheric Science, doi: 10.1038/s41612-024-00783-2