Robert Klatt
In der Ostsee kommt es durch den Klimawandel immer öfter zu Hitzewellen. Diese gefährden die marinen Ökosysteme und fördern die Entstehung von Todeszonen.
Rostock (Deutschland). In der Ostsee bilden sich immer mehr sogenannte „Todeszonen“, mit einem geringen Sauerstoffgehalt. Dies liegt vor allem daran, dass das Meer sehr flach ist und nur wenig Frischwasser auf der Nordsee erhält. Zudem wird die Ostsee von mehreren großen Flüssen mit Nährstoffen, Schlamm und Schadstoffen belastet. Laut dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) heizt sich die Ostsee durch den Klimawandel außerdem schneller auf als nahezu allen anderen Meere.
„Die Ostsee ist eines der marinen Ökosysteme mit der schnellsten dokumentierten Erwärmung – sie lag zwischen 1982 und 2006 bei 1,35 Grad.“
Die Forscher des BSH haben in der 8th edition of the Copernicus Ocean State Report (OSR8) nun eine Studie publiziert, die ein weiteres Problem der Ostsee verdeutlicht. Es kommt demnach in der Ostsee immer öfter zu marinen Hitzewellen, in denen sich das Meerwasser teilweise über Wochen um mehrere Grad Celsius über das normale Niveau erhitzt. Die extremen Hitzewellen sind für die marinen Ökosysteme besonders schädlich, weil sich viele Tiere und Pflanzen nicht ausreichend schnell an die geänderten Temperaturen anpassen können und sterben.
Um zu untersuchen, wie oft Hitzewellen in der Ostsee auftreten, haben die Wissenschaftler des BSH Satelliten- und Bojendaten aus dem Jahr 2022 analysiert. Außerdem haben sie Langzeitdaten von zwei Messstationen bei Kiel und im Norden der Ostsee ausgewertet. Die Daten zeigen, dass es im Jahr 2022 in etwa zwei Drittel der Ostsee zu Hitzewellen gekommen ist.
Am häufigsten traten diese vor der dänischen Küste und in der westlichen Ostsee auf. Die sieben dort aufgetretenen Hitzewellen hatte eine Gesamtdauer von fast 100 Tagen und eine Temperatur, die 4,6 Grad Celsius höher als der langjährigen Durchschnitt der jeweiligen Jahreszeit war. Die extremsten Hitzewellen fanden jedoch in der nördlichen Ostsee statt.
„In dieser Region und im bottnischen Meerbusen gab es zwei marine Hitzewellen mit maximalen Intensitäten von 7,3 und 9,6 Grad über den normalen Werten.“
Die extremen Hitzewellen dauerten 20 und 32 Tage an und waren damit die längsten seit dem Jahr 1993. Zudem zeigen die Messungen, dass nicht nur das Oberflächenwasser der Ostsee betroffen war, sondern dass die Hitzewellen auch die tieferen Wasserschichten erreicht haben.
Die Analyse der Zeitreihen offenbart, dass Hitzewellen seit dem Jahr 1993 in der Ostsee immer öfter auftraten. In der nördlichen Ostsee treten sie inzwischen um 0,64 Ereignisse pro Jahrzehnt öfter auf und vor der Ostseeküste Deutschlands sogar um 0,73.
„Je wärmer die Meere sind, desto häufiger treten marine Hitzewellen auf und desto länger dauern sie an. Dies ist eine direkte Folge des Klimawandels. Wir erwarten daher in Zukunft vermehrt Hitzewellen im Meer.“
Laut den Autoren gefährden die immer häufigeren und immer extremeren Hitzewellen das Leben in der Ostsee zunehmend.
„Steigende Meerestemperaturen haben Auswirkungen auf alle Aspekte der Meeresumwelt – von der Artenvielfalt über die Chemie des Meeres bis zum globalen Klima.“
8th edition of the Copernicus Ocean State Report (OSR8), doi: 10.5194/sp-4-osr8-16-2024