Weniger Unfälle?

Deutsche Großstädte testen großflächig Tempo 30

Robert Klatt

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Deutsche Großstädte haben sich für ein neues Geschwindigkeitslimit von 30 km/h entschieden. Dies soll Unfälle vermeiden und den Verkehrslärm sowie die Luftbelastung reduzieren.

Berlin (Deutschland). Der Deutsche Bundestag hat bereits am 17. Januar 2020 Koalitionsvorschläge mit dem Titel „Sicherer Radverkehr für Vision Zero im Straßenverkehr“ der CDU/CSU und SPD angenommen. Dies eröffnete den Kommunen von der innerörtlichen Regelhöchstgeschwindigkeit von 50 km/h auch auf Hauptverkehrsstraßen nach eigenem Ermessen abzuweichen. Das Ziel ist es dadurch Unfälle von Autos mit Radfahrern und Fußgängern zu verhindern.

In Spanien wurde ein allgemeines Tempolimit von 30 km/h für städtische Straßen mit einer Fahrspur pro Richtung bereits erfolgreich umgesetzt. Auch Frankreich hat eine entsprechende Höchstgeschwindigkeit bereits seit 2020 in 200 Städten eingeführt. Dies reduzierte die Anzahl der tödlichen Unfälle um 70 Prozent.

Deutsche Umwelthilfe fordert Tempo 30

Als Reaktion auf die positiven Effekte des Tempolimits in Spanien und Frankreich forderte Ende Mai 2021 die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine entsprechende Umsetzung auch für Deutschland. Dem stimmt unter dem Motto #love30 auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu, die weltweit Tempo 30 in Städten und Dörfern verlangt.

Tempo 30 in deutschen Großstädten

Nun hat sich der Deutsche Städtetag für Modellversuche mit Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit außerhalb von Hauptstraßen entschieden. An dem Versuch nehmen vorerst die sieben Großstädte Aachen, Augsburg, Freiburg im Breisgau, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm teil. In diesen Städten gilt auf Einfallstraßen und Verkehrsadern weiterhin Tempo 50, auf den übrigen Straßen soll Tempo 30 als neues Geschwindigkeitslimit eingeführt werden. Die Entscheidung darüber, welche Straßen wie schnell befahren dürfen, liegt bei den Städten selbst. Es sollen dadurch neue Geschwindigkeitsmodelle und deren Einfluss auf die Unfallstatistiken untersucht werden.

„Wir wollen den Verkehr in den Städten effizienter, klimaschonender und sicherer machen. Die Kommunen können am besten entscheiden, welche Geschwindigkeiten in welchen Straßen angemessen sind“, kommentiert Burkhard Jung, Leipzigs Oberbürgermeister und Städtetagspräsident (SPD) das Experiment.

Die am Experiment beteiligten Städte erklären, dass es sich dabei nicht um eine Initiative gegen Autofahrer handele, sondern um ein Projekt für die Bewohner der Kommunen. „Die Leistungsfähigkeit für den Verkehr wird durch Tempo 30 nicht eingeschränkt, die Aufenthaltsqualität dagegen spürbar erhöht“, heißt es dazu in der Erklärung des Städterats. Neben der geringeren Unfallgefahr für Fußgänger und Radfahrer soll das Geschwindigkeitslimit auch den Verkehrslärm und die Luftbelastung verringert. Wissenschaftlich unterstützt wird der Städterat durch die Initiative Agora Verkehrswende, die neue Klimaschutzstrategien entwickelt.

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