Lebensmittelproduktion

Atomkrieg würde Milliarden Menschen verhungern lassen

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Atombomben schleudern Rußpartikel in die Atmosphäre, die die Nahrungsmittelproduktion stören
  • Bei einem lokalen Atomkrieg mit 100 Atombomben würden 27 Millionen Menschen direkt sterben. An den Hungersnöten in den Folgejahren würden weitere 255 Millionen Menschen sterben
  • Ein atomarer Weltkrieg würde zu einer globalen Hungersnot führen, die mehr als funf Milliarden Menschen tötet

Bei einem Atomkrieg kommt es nicht nur zu Strahlenschäden, sondern es gelangen auch Rußpartikel in die Atmosphäre, die die Landwirtschaft beeinträchtigen. Eine Studie hat nun deren Folgen für die Nahrungsmittelproduktion berechnet.

New Brunswick (U.S.A.). Die Wissenschaft hat sich bei der Analyse der Gefahren eines Atomkriegs bislang auf die Strahlenschäden fokussiert. Durch den Einsatz von Atomwaffen werden aber auch große Mengen Rußpartikel in die Atmosphäre geschleudert, die einen Teil des Sonnenlichts blockieren. Ein Team um Lili Xia und Alan Robock von der Rutgers University hat untersucht, ob und wie diese Partikel bei einem lokalen Atomkrieg die globale Nahrungsmittelproduktion beeinflussen würden.

„In einem Atomkrieg würden auf Städte und Industriegebiete gerichtete Bomben Feuerstürme auslösen und große Mengen Ruß in die obere Atmosphäre schleudern, der sich global ausbreiten und den Planeten schnell abkühlen würde“, schreiben die Autoren auf der Internetseite der Federation of American Scientists (FAS).

Unterschiedliche Atomkriegsszenarien simuliert

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Food entwarfen die Forscher unterschiedliche Atomkriegsszenarien. Anschließend simulierten die Auswirkungen der Rußpartikel auf die Produktion ausgewählter Lebensmittel in den kommenden zehn Jahren.

Lokaler Atomkrieg mit 100 Atombomben

Das kleinste Szenario der Studie simuliert einen lokalen Atomkrieg, bei dem 100 Atombomben mit einer Sprengkraft von jeweils 15.000 Tonnen eingesetzt werden. Dadurch gelangen etwa fünf Millionen Tonnen Ruß in die obere Atmosphäre. Laut der Simulation würde ein solcher Atomkrieg 27 Millionen Menschen direkt töten. In den Folgejahren würden weitere 255 Millionen Menschen durch Hungersnöte sterben, die in unterschiedlichen Regionen der Erde auftreten.

Atomarer Weltkrieg mit fünf Milliarden Todesfällen

Bei einem atomaren Weltkrieg, bei dem 4.400 Atombomben mit jeweils 100.000 Tonnen Sprengkraft gezündet werden würden, würde die Nahrungsmittelproduktion in vielen Ländern um 99 Prozent einbrechen. Die dadurch entstehenden Hungersnöte würden etwa fünf Milliarden Menschen, also mehr als die halbe Weltbevölkerung, das Leben kosten. Die unmittelbaren Todesfälle durch die Strahlung sind dabei noch nicht einkalkuliert. „Diese Daten zeigen uns eines: Wir müssen verhindern, dass ein Atomkrieg jemals geschieht“, konstatiert Robock.

Nature Food, doi: 10.1038/s43016-022-00573-0

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