Nachhaltiges Bauen

Weltweit erstes Haus aus Carbonbeton in Dresden errichtet

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • In Dresden wurde das weltweit erste Haus aus Carbonbeton errichtet
  • Das Baumaterial ist deutlich länger haltbar als Stahlbeton und kann klimaneutral produziert werden
  • Der Cube soll vor allem als Anschauungsobjekt dienen und die Möglichkeiten des neuen Materials zeigen

In Dresden wurde das weltweit erste Haus aus Carbonbeton errichtet. Das Material ist klimaneutral und deutlich haltbarer als herkömmlicher Stahlbeton.

Dresden (Deutschland). Die Bauindustrie gehört zu den klimaschädlichsten Branchen des Planeten. Allein die Betonproduktion ist für etwa acht Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. Unternehmen und die Wissenschaft suchen deshalb schon lange nach Alternativen. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigte etwa kürzlich, dass Holz statt Beton als Baumaterial die klimaschädlichen Emissionen deutlich reduzieren könnte. Geplant ist unter anderem der Bau eines 350 Meter hohen Wolkenkratzers aus Holz in Japan.

Auch in Deutschland experimentieren Forscher schon seit Langem mit alternativen Materialien. An der Technischen Universität Dresden (TU Dresden) wird etwa seit 28 Jahren an Carbonbeton geforscht. Wie Manfred Curbach, Professor für Massivbau an der TU Dresden erklärt, wurde das Material bereits bei zahlreichen Gebäuden verwendet.

„Wir haben schon an ungefähr 150 Bauwerken in acht Ländern Carbonbeton eingesetzt, zur Verstärkung oder als Fassade.“

Erstes Gebäude aus Carbonbeton

Nun wurde in Dresden das weltweit erste Gebäude aus Carbonbeton fertiggstellt. Der sogenannte „Cube“ wurde mit Ausnahme der Fenster komplett aus mit nichtmetallischer Bewehrung gebaut. Beim Carbonbeton kommt stattdessen eine Bewehrung aus Kohlenstofffasern zum Einsatz. Diese ist laut Curbach deutlich leichter, flexibler und belastbarer. Außerdem rosten die Kohlenstofffasern nicht. Das Material hat deshalb eine Haltbarkeit von mindestens 200 Jahren, also deutlich länger als konventioneller Stahlbeton.

„Das ist der Baustoff der Zukunft.“

Carbonbeton reduziert CO₂-Emissionen stark

Laut Curbach ist Carbonbeton „ein ziemlich großer Mosaikstein, um das gesamte Bauen klimaneutral zu machen.“ Das liegt vor allem daran, dass man deutlich weniger Beton braucht als bei Gebäuden mit Stahl, das vor Witterungseinflüssen geschützt werden muss. Selbst bei konventionell produzierten Zement kann Carbonbeton die CO₂-Emissionen deshalb um bis zu 70 Prozent reduzieren.

Klimaneutraler Carbon dank Lignin des Holzes

Anstatt Kohlenstofffasern kann man das Carbon auch aus dem Lignin des Holzes produzieren. In diesem Fall wäre das Material klimaneutral. Wissenschaftler aus München entdeckten zudem kürzlich Blaualgen, „die sich vom CO₂ der Luft ernähren und als Ergebnis ihres Stoffwechsels Polyacrylnitril (PAN) ausstoßen“. Polyacrylnitril kann anschließend durch Pyrolyse zu Carbonfilamenten weiterverarbeitet werden.

„Im Labor klappt das bereits. Wir werden Blauaulgen in speziellen Einrichtungen züchten, damit sie uns das CO₂ auffuttern und wir es quasi als Rohstoff verwenden können.“

Forschung in weiteren Ländern

Neben der TU Dresden forschen auch Universitäten in anderen Ländern an Carbonbeton. Bisher sind die Wissenschaftler um Curbach jedoch die einzigen, die ein komplettes Haus aus dem Innovationen-Material bauen können.

„Wir sind im Moment die einzigen, die tatsächlich so viel Know-how haben, dass wir ein Haus aus Carbonbeton bauen können.“

Der Cube soll vor allem als Anschauungsobjekt dienen und zeigen, welche Projekte bisher mit Carbonbeton realisiert werden können.

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