Drachenbaum und Co.

Zimmerpflanzen reduzieren psychischen Stress deutlich

 Robert Klatt  gnubreW etlhazeb tlähtne lekitrA reseiD

Drachenbaum als Zimmerpflanze im Büro )kcotS ebodAaisatsanA(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Zimmerpflanzen verbessern das Wohlbefinden des Menschen deutlich
  • In der Schule und im Büro erhöhen Topfpflanzen die Konzentrationsfähigkeit und die Leistung der Schüler beziehungsweise des Personals und reduzieren die Krankentage
  • Eine Investition in Pflanzen ist deshalb auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll

Zimmerpflanzen wie der Drachenbaum reduzieren den psychischen Stress der Menschen deutlich und erhöhen die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden. Büropflanzen reduzieren dadurch die Krankentage und erhöhen die Arbeitsleistung.

Wageningen (Niederlande). Bei psychischem Stress suchen viele Menschen Entspannung in der Natur. Eine Studie der University of Michigan belegte kürzlich, dass dadurch das Level des Hormons Cortisol und damit das empfundene Stressniveau sinkt. Es gilt somit als wissenschaftlich erwiesen, dass die Natur positiv auf das menschliche Wohlbefinden wirkt. In Japan widmen einige Universitäten dem sogenannten Shinrin-yoku (Baden im Wald) seit 2012 sogar eigene Institute.

„Wir können uns in der Natur gut erholen und Stress abbauen“, erklärt die Umweltpsychologin Nicole Bauer.

Inzwischen hat die Wissenschaft zudem untersucht, ob auch Zimmerpflanzen im Büro oder zu Hause sich positiv auf das Wohlbefinden von Menschen auswirken. Dabei fanden Wissenschaftler der Universität Wageningen (WUR) heraus, dass nicht nur Bäume in der Umwelt, sondern auch Topfpflanzen positive gesundheitliche Effekte beim Menschen auslösen.

Auswirkungen von Büropflanzen untersucht

Die Studie der WUR wurde in mehreren Unternehmen durchgeführt, in denen jeweils ähnliche Arbeitsplätze in einem Raum mit und ohne Pflanzen vorhanden waren. Mit Sensoren dokumentierten die Forscher physikalische Unterschiede zwischen den beiden Räumen. Zudem wurden die Mitarbeiter vor und nach der Einführung der Pflanzen zu ihrer Gesundheit, ihrer Stimmung, ihrem Wohlbefinden und dem empfundenen Raumklima befragt. Die Forscher führten außerdem Tests zur Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter durch und bestimmten die Konzentration des Stresshormons Cortisol.

Topfpflanzen im Büro erhöhen Leistung

Laut den Ergebnissen der Studie wirken sich Topfpflanzen im Büro positiv auf die Mitarbeiter und deren Leistung aus. Insgesamt konnten die Forscher sechs Effekte beobachten.

  • Luftfeuchtigkeit: Die relative Luftfeuchtigkeit in Räumen mit Pflanzen ist im Durchschnitt 5 % höher als in Räumen ohne Pflanzen. Im Winter wurde sogar eine Verbesserung von 17 % gemessen.
  • Thermischer Komfort: Die Mitarbeiter empfinden die Temperatur in einem Büroraum seltener als zu heiß oder zu kalt.
  • Attraktivität: Die Mitarbeiter empfanden ihren Arbeitsplatz nach der Einführung von Pflanzen als attraktiver.
  • Stimmung: Die Stimmung der Mitarbeiter war nach dem Aufstellen der Pflanzen positiver als vorher. Die Mitarbeiter der Unternehmen neigten auch dazu, sich in der Freizeit weniger Gedanken über die Arbeit zu machen.
  • Zufriedenheit mit der Leistung: Die Mitarbeiter sind nach der Einführung von Pflanzen zufriedener mit ihrer eigenen Leistung als vor der Einführung von Pflanzen am Arbeitsplatz. Dies gilt auch für ihre Erwartung an die Zufriedenheit des Arbeitgebers mit dieser Leistung.
  • Geringerer Krankenstand: Menschen, die in einem Raum mit Pflanzen arbeiten, melden sich seltener krank zur Arbeit. Dies bedeutet im Durchschnitt 1,6 Tage weniger Krankheitsurlaub pro Arbeitnehmer und Jahr.

Es wird somit deutlich, dass die Anschaffung von Zimmerpflanzen für das Büro sich nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus ökonomischer Perspektive lohnt. Die Kosten für den Kauf und die Pflege der Pflanzen amortisiert sich laut den Forschern durch die bessere Leistung der Mitarbeiter und die geringeren Krankheitsausfälle innerhalbeines Jahres.

Ideale Büropflanzen sind laut den Experten von pflanzen.schule übrigens die unterschiedlichen Drachenbaumarten, darunter der gerandete Drachenbaum (Dracaena marginata), der verzweigte Drachenbaum (Dracaena surculosa) oder der duftende Drachenbaum (Dracaena fragans). Wie die Botaniker erklären, eignet sich der Drachenbaum vor allem wegen seiner leichten Pflege und seiner hohen Anpassungsfähigkeit als Büropflanze.

Ähnliche Effekte auch in der Schule im

Eine Studie der Universiteit Groningen, die im Fachmagazin Environment and Behavior publiziert wurde, hat zudem untersucht, ob und wie sich Pflanzen im Klassenraum auf die Schüler auswirken. Die Ergebnisse sind ähnlich und belegen, dass Zimmerpflanzen die Konzentrationsfähigkeit und die Leistungen im Unterricht verbessern.

Wieso wirken Pflanzen positiv auf den Menschen?

Wieso Pflanzen sich auf die Konzentrationsfähigkeit, das Stressniveau und das Wohlbefinden des Menschen so positiv auswirken, konnte die Wissenschaft bisher nicht eindeutig beantworten.

„Das wüsste ich auch gerne. Aber wir wissen noch nicht, inwiefern Farben und Formen der Pflanzen eine Rolle spielen“, erklärt Bauer.

In der Psychologie existieren zwei Theorien, die beantworten sollen, wieso Pflanzen die menschliche Gesundheit positiv beeinflussen.

  • Laut der Aufmerksamkeits-Erholungs-Theorie ist es für den Menschen anstrengend, seine gesamte Aufmerksamkeit auf eine Aufgabe zu fokussieren, weil dazu andere Informationen ausgeblendet werden müssen. Die Konzentrationsfähigkeit nimmt deshalb mit der Zeit ab und der Mensch wird müde. Die Erholung in der Natur, aber auch Zimmerpflanzen können laut der Theorie der Psychologen Rachel und Stephen Kaplan für Entspannung sorgen, weil sie keine gerichtete Aufmerksamkeit benötigen. Es ist demnach möglich, eine Büropflanze wie einen Drachenbaum zu betrachten, ohne sich dabei anstrengen zu müssen.
  • Die psychoevolutionäre Stress-Erholungs-Theorie erklärt die in der Natur hingegen dadurch, dass die Umgebung Interesse, Gefallen und Gelassenheit beim Menschen auslöst. Zimmerpflanzen oder eine Blumenwiese sollen demnach die Aufmerksamkeit des Menschen binden und somit dafür sorgen, dass Stress und negative Emotionen ausgeblendet werden. Das bessere Wohlbefinden wäre in diesem Fall also eine körperliche und emotionale Reaktion auf die natürliche Umgebung.

Zudem kann das Pflegen der Pflanzen laut Bauer beim Menschen positive Emotionen wie Zufriedenheit und Gelassenheit auslösen.

„Wenn es meiner Pflanze gut geht, ist es gewissermassen mein Verdienst“, so Bauer.

Wie eine auf dem Preprint-Server PsyArXiv publizierte Studie von Wissenschaftlern der Universität Koblenz-Landau zeigt, lösen nicht nur Zimmerpflanzen, Park und Wälder, sondern sogar Bildern von natürlichen Landschaften die entsprechenden Effekte aus. Es wird somit deutlich, dass für die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit psychologische Prozesse verantwortlich sind.

Environment and Behavior, doi: 10.1177/0013916516667976

PsyArXiv, doi: 10.31234/osf.io/e32vb

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