Untreue in Beziehungen

Warum gehen Menschen fremd?

Robert Klatt

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In Deutschland war etwa ein Drittel aller Menschen in Beziehungen bereits untreu. Eine Studie zeigt nun die acht Hauptgründe für das Fremdgehen.

University of Maryland (U.S.A.). Laut einer repräsentativen Umfrage von Elite Partner mit etwa 5.600 Teilnehmern sind bereits 31 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer mindestens einmal untreu gewesen. Ähnliche Daten liefert auch eine Umfrage von Parship, laut der bereits 25 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen fremdgegangen sind. Überdies gab mehr als die Hälfte der Befragten (59 %) an, dass sie es nicht ausschließen können, in Zukunft fremdzugehen.

Eine Studie der University of Maryland (UMD) hat nun untersucht, welche Schlüsselmotive es beim Fremdgehen gibt. Laut ihrer Publikation im Journal of Sex & Marital Therapy haben an der Studie 495 Menschen teilgenommen, die bereits untreu waren. Die Probanden beantworten 77 Fragen, anhand derer die Wissenschaftler die acht Hauptgründe für das Fremdgehen ermittelt haben.

  • Wut – Bei der Untersuchung der Gründe für Untreue zeigte sich Wut als zentrales Motiv. Viele Befragte verbanden ihre Entscheidung mit einem Rachebedürfnis, ausgelöst durch eigene Erfahrungen des Betrugs oder durch vorangegangene Streitigkeiten, und sahen den Seitensprung als Mittel, um diesen Ärger ihrem Partner zurückzugeben.
  • Erhöhung des Selbstwerts – Ein weiterer Grund für Untreue, der in der Studie hervorgehoben wurde, ist der Wunsch nach Steigerung des eigenen Selbstwerts. Viele Befragte äußerten, dass der Seitensprung ihnen ein Gefühl von Unabhängigkeit und Bestätigung verlieh, das ihnen im täglichen Leben möglicherweise fehlte.
  • Mangelnde Liebe – Ein zentrales Motiv für Untreue, das in der Studie identifiziert wurde, ist der Mangel an Liebe oder Unsicherheit bezüglich der eigenen Gefühle zum Partner. Einige Befragte gaben an, unsicher zu sein, ob ihre aktuelle Beziehung wirklich die richtige für sie sei.
  • Mangelnde Ernsthaftigkeit – Ein in der Studie hervorgehobener Grund für Untreue ist die mangelnde Ernsthaftigkeit in der Beziehung. Wenn den Partnern die Klarheit über die Tiefe und Verbindlichkeit ihrer Partnerschaft fehlt, scheint dies die Chancen für Untreue zu erhöhen. Es mag nicht unbedingt ein symbolischer Ring sein, aber eine klare Absicht, langfristig zusammenzubleiben, ist offenbar entscheidend, um das Treueversprechen zu stärken.
  • Wunsch nach Abwechselung – In der Studie wurde der Wunsch nach Abwechslung als ein treibendes Motiv für Untreue identifiziert. Die Eintönigkeit und Vorhersehbarkeit innerhalb einer Beziehung können, wie die Ergebnisse zeigen, zu Seitensprüngen führen.
  • Ablehnung und Vernachlässigung – Ein bedeutender Grund für Untreue, der in der Studie hervortritt, ist das Gefühl der Ablehnung und Vernachlässigung innerhalb der Beziehung. Viele Teilnehmende äußerten, dass sie sich aufgrund der emotionalen Distanz ihres Partners oder dessen Unzugänglichkeit einem anderen Menschen zugewandt haben.
  • Sexuelles Verlangen – Das sexuelle Verlangen wurde in der Studie als ein zentrales Motiv für Untreue identifiziert. Wenn das Sexleben innerhalb einer Beziehung nicht den Erwartungen und Wünschen beider Partner entspricht, steigt offenbar die Wahrscheinlichkeit eines Seitensprungs.
  • Gelegenheit – Ein weiteres in der Studie hervorgehobenes Motiv für Untreue ist die Gelegenheit, insbesondere in Momenten verminderter geistiger Klarheit. Psychologen haben festgestellt, dass Situationen, beeinflusst durch übermäßigen Alkoholkonsum oder intensiven Stress, dazu führen können, dass Personen Entscheidungen treffen, die sie unter normalen Umständen vielleicht nicht getroffen hätten.

Auswirkungen der Affären

In 11,1 Prozent der Fälle entwickelte sich aus einer Affäre eine ernsthafte Beziehung. 31,1 Prozent pflegten sporadischen Kontakt zur Affäre, 29,9 Prozent blieben freundschaftlich verbunden und 25,5 Prozent trennten sich gänzlich. Diejenigen, deren Untreue aus Gelegenheit oder dem Wunsch nach Abwechslung resultierte, tendierten seltener zu einer festen Partnerschaft.

Erstaunlich ist, dass nur in einem Fünftel der Fälle der Seitensprung die Hauptbeziehung beendete. Bei 28,3 Prozent blieb die Affäre unentdeckt, während 21,8 Prozent ihrem Partner den Fehltritt verziehen. Besonders schädlich für die Hauptbeziehung war der Seitensprung, wenn er aus Gründen wie Wut, Gefühlsdefiziten, mangelnder Treue oder Vernachlässigung geschah.

Journal of Sex & Marital Therapy, doi: 10.1080/0092623X.2020.1856987

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