Tiefenpsychologie

Warum Eltern bereuen, Kinder bekommen zu haben

Dennis L.

Über 10 Prozent der Eltern bereuen es, Kinder in die Welt gesetzt zu haben. )kcotS ebodAtcejorPkcotSymmoT(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Elternschaft wird von Land zu Land unterschiedlich bedauert
  • Verbindung zwischen Kindheitserfahrungen und Elternschaftsbedauern
  • Soziale und finanzielle Faktoren nehmen Einfluss auf das Eleternempfinden  

Die Entscheidung, Eltern zu werden, ist eine der bedeutendsten im Leben eines Menschen. Doch wie viele Eltern bereuen diese Entscheidung tatsächlich? Und welche Faktoren beeinflussen diese Gefühle?

Warschau (Polen). Die Elternschaft ist ein universelles Phänomen, das in allen Kulturen und Gesellschaften vorkommt. Sie ist mit Freuden, Herausforderungen und manchmal auch mit Reue verbunden. In den letzten Jahren hat die wissenschaftliche Gemeinschaft begonnen, dieses Thema genauer zu untersuchen, insbesondere in Ländern wie Polen, wo die Elternschaft durch verschiedene soziale, kulturelle und wirtschaftliche Faktoren beeinflusst wird.

Die Untersuchung der Elternschaft in Polen hat gezeigt, dass Männer und Frauen unterschiedliche Erfahrungen und Herausforderungen in Bezug auf die Elternschaft haben. Männer neigen dazu, höhere Perfektionismusbedenken und Schwierigkeiten bei der Bildung einer elterlichen Identität zu haben. Frauen hingegen identifizieren sich stärker mit der Elternschaft und sind eher bereit, Informationen über die Elternschaft zu sammeln.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Elternschaft beeinflusst, ist der finanzielle Status. Eltern, die finanzielle Schwierigkeiten haben, erleben häufiger elterlichen Burnout und haben Schwierigkeiten, eine stabile elterliche Identität zu bilden. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass finanzielle Schwierigkeiten zusätzlichen Stress und Druck auf die Eltern ausüben, was ihre Fähigkeit, effektive Eltern zu sein, beeinträchtigen kann.

Psychologische Faktoren der Elternschaft

Neben den demografischen Unterschieden gibt es auch psychologische Faktoren, die die Erfahrung der Elternschaft beeinflussen. Eltern, die in einer Umgebung mit Gewalt und Ablehnung aufgewachsen sind, neigen dazu, stärkere Perfektionismusbedenken und elterlichen Burnout zu haben. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass traumatische Kindheitserfahrungen das psychologische Wohlbefinden und die Fähigkeit zur Selbstregulierung beeinflussen.

Ein weiterer wichtiger psychologischer Faktor ist die elterliche Identität. Eltern, die Schwierigkeiten haben, eine stabile elterliche Identität zu bilden, erleben häufiger Reue über ihre Entscheidung, Eltern zu werden. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Rolle als Eltern zu akzeptieren und zu internalisieren.

Gesundheitliche Aspekte sind bei der Elternschaft nicht zu vernachlässigen

Die Gesundheit der Kinder kann auch die Erfahrung der Elternschaft beeinflussen. Eltern von Kindern mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen erleben häufiger Perfektionismusbedenken und elterlichen Burnout. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass sie zusätzlichen Stress und Druck verspüren, um die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Gesundheit der Eltern selbst ihre Erfahrung der Elternschaft beeinflussen kann. Eltern, die psychische oder physische Gesundheitsprobleme haben, können Schwierigkeiten haben, effektive Eltern zu sein, was zu Reue und elterlichem Burnout führen kann.

Kulturelle und soziale Einflüsse

In verschiedenen Kulturen und Gesellschaften gibt es unterschiedliche Erwartungen und Normen in Bezug auf die Elternschaft. In einigen Kulturen wird von Eltern erwartet, dass sie ihre Kinder in einer bestimmten Weise erziehen, während in anderen Kulturen mehr Flexibilität in Bezug auf Erziehungsstile und -methoden besteht. Diese kulturellen Unterschiede können die Erfahrung der Elternschaft und die damit verbundenen Herausforderungen beeinflussen.

Darüber hinaus können soziale Faktoren wie der soziale Status, die Bildung und die berufliche Situation der Eltern ihre Erfahrung der Elternschaft beeinflussen. Eltern, die einen höheren sozialen Status oder eine höhere Bildung haben, können andere Erwartungen und Herausforderungen in Bezug auf die Elternschaft haben als Eltern mit einem niedrigeren sozialen Status oder einer geringeren Bildung.

Über 10 Prozent bereuen ihre Entscheidung

In der Studie, die in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift Plos One veröffentlicht wurde, hat der Autor Konrad Piotrowski tiefgreifende Einblicke in das Phänomen der Reue unter Eltern in Polen gegeben. Erstaunlicherweise zeigten die Ergebnisse, dass 10,7% der befragten jungen Eltern angaben, dass sie, wenn sie die Entscheidung erneut treffen könnten, sich entscheiden würden, keine Kinder zu haben. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit einer früheren Studie, in der ähnliche Zahlen ermittelt wurden.

Die Daten zeigten auch, dass es signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen demografischen Gruppen gab. Zum Beispiel bereuten 22,8% der alleinerziehenden Eltern ihre Entscheidung, im Vergleich zu 8,1% der verheirateten Eltern. Darüber hinaus war die finanzielle Situation ein entscheidender Faktor: 22,9% der Eltern mit erheblichen finanziellen Problemen bereuten die Elternschaft, verglichen mit nur 9,5% derjenigen, die angaben, keine finanziellen Schwierigkeiten zu haben.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Zahlen nicht nur für sich sprechen, sondern auch im Kontext der gesellschaftlichen und kulturellen Normen in Polen betrachtet werden müssen. Piotrowski's Arbeit bietet einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Komplexität und Nuancen der modernen Elternschaft.

Zukünftige Forschung und Implikationen

Es gibt noch viele unbekannte Faktoren und Aspekte der Elternschaft, die weiter erforscht werden müssen. Zukünftige Forschungen könnten sich auf die Untersuchung der Auswirkungen von Technologie und sozialen Medien auf die Elternschaft, die Rolle von Großeltern und anderen Familienmitgliedern in der Erziehung von Kindern und die Auswirkungen von politischen und wirtschaftlichen Veränderungen auf die Elternschaft konzentrieren.

Die Erkenntnisse aus dieser und anderen Untersuchungen können dazu beitragen, bessere Unterstützungsressourcen und Programme für Eltern zu entwickeln, die ihnen helfen, die Herausforderungen der Elternschaft besser zu bewältigen und eine positivere und erfüllendere Erfahrung der Elternschaft zu haben.

Plos One; doi: 10.1371/journal.pone.0254163

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