Unsichere Geschlechtsidentität

Transgender-Diagnosen bei Kindern in Deutschland sind deutlich gestiegen

Robert Klatt

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In Deutschland werden immer mehr Geschlechtsidentitätsstörungen bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert. Die Stabilität der Diagnosen ist aber relativ gering.

Ulm (Deutschland). Geschlechtsidentitätsstörungen (ICD-10; ICD-11: Geschlechtsinkongruenz) können bei Kindern bereits im jungen Alter, noch deutlich vor der Pubertät, auftreten. Kinder und Jugendliche mit Geschlechtsidentitätsstörungen fühlen oft, dass ihr Geburtsgeschlecht nicht vollständig mit ihrer gefühlten Identität übereinstimmt. Obwohl die Geschlechtsidentitätsstörungen und Transgender vermehrt durch die Forschung untersucht werden, haben bislang quantitative Daten aus Deutschland gefehlt.

Forscher des Universitätsklinikums Ulm (UKU) haben deshalb in Kooperation mit der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi) eine Studie erstellt, für die sie Versicherungsdaten aller gesetzlich versicherten Personen im Alter von fünf bis 24 Jahren aus dem Zeitraum von 2013 bis 2022 analysiert haben. Es handelt sich dabei um rund 14 Millionen Menschen.

Deutliche Zunahme an Geschlechtsidentitätsstörungen

Laut der Publikation im Fachmagazin Deutsches Ärzteblatt hat sich die Anzahl der Diagnosen von Geschlechtsidentitätsstörungen im Studienzeitraum verachtfacht. Am häufigsten ist die Diagnose bei weiblichen Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Die analysierten Gesundheitsdaten zeigen zudem, dass bei einem Großteil der Kinder und Jugendlichen (70 %) noch eine oder mehrere weitere psychiatrische Diagnosen vorliegen. 

Wie Prof. Dr. Dr. Christian Bachmann ist die Stabilität der Diagnosen aber relativ gering. Bei etwa der Hälfte der untersuchten Personen liegt nach fünf Jahren keine diagnostizierte Geschlechtsidentitätsstörung mehr vor.

„Die Resultate geben Aufschluss über die Häufigkeit sowie die zeitlichen Trends von Geschlechtsidentitätsstörungen bei jungen Menschen in Deutschland, können aber nicht die Ursachen hierfür aufzeigen.“

Die Forscher erklären zudem, dass ihre Studie weder eine Aussage dazu machen kann, wieso es vermehrt zu Diagnosen von Geschlechtsidentitätsstörungen kommt noch dazu, wie Geschlechtsidentitätsstörungen am bei Kindern und Jugendlichen am besten behandelt werden können.

Deutsches Ärzteblatt, doi: 10.3238/arztebl.m2024.0098

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