Beziehungen zwischen Ideen

Künstliche Intelligenz erkennt Schizophrenie an der Sprache

Robert Klatt

Frau leidet an Schizophrenie )kcotS ebodAacirfA weN(Foto: © 

Schizophrenie kann bisher nur durch persönliche Gespräche diagnostiziert werden. Eine neue Künstliche Intelligenz (KI) erkennt die psychische Krankheit anhand Unterschieden in der Sprache.

London (England). Schizophrenie ist global eine der am häufigsten auftretenden psychischen Krankheiten. Betroffen sind weltweit etwa 24 Millionen Menschen, die unter Symptomen wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen und wirren Gedanken leiden. Die Diagnose der Krankheit erfolgt bisher fast ausschließlich durch Gespräche mit dem Patienten und seinen Angehörigen.

Forscher des University College London (UCL) um Matthew Nour haben nun eine Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die anhand minimaler Unterschiede in der Sprache von Menschen Schizophrenie erkennen kann. Die neue Methode soll die Diagnosen genauer machen, bei der Überwachung der Behandlung helfen und zu einem tieferen Verständnis über die Ursachen führen.

Künstliche Intelligenz analysiert Sprache

Laut der Publikation im Fachmagazin PNAS haben die Wissenschaftler eine Studie mit 26 Probanden mit Schizophrenie und 26 Kontrollteilnehmer durchgeführt. Die Probanden absolvierten zwei Sprachflusstests, bei denen sie innerhalb von fünf Minuten so viele Wörter wie möglich nennen sollten, die entweder zur Kategorie „Tiere“ gehören oder mit dem Buchstaben „p“ beginnen.

Anschließend analysierten die Forscher die Antworten mit einem Large language model (LLM), das zuvor mit Internettexten trainiert wurde. Sie konnten so überprüfen, ob die spontanen Antworten der Teilnehmer vom KI-Modell vorhergesagt werden konnten und ob diese Vorhersehbarkeit bei Patienten mit Schizophrenie reduziert war.

„Bis vor kurzem war die automatische Analyse von Sprache für Ärzte und Wissenschaftler unerreichbar. Doch mit dem Aufkommen von KI-Sprachmodellen wie ChatGPT ändert sich dies.“

Laut den Ergebnissen kann das LLM Antworten von Menschen ohne Schizophrenie tatsächlich mit höherer Genauigkeit prognostizieren als die Antworten der Probanden mit Schizophrenie. Bei Menschen mit schwereren Symptomen waren die Abweichungen am größten.

„Diese Arbeit zeigt das Potenzial, KI-Sprachmodelle in der Psychiatrie anzuwenden – einem medizinischen Bereich, der eng mit Sprache und Bedeutung verbunden ist.“

Beziehungen zwischen Erinnerungen und Ideen

Die deutlichen Unterschiede gehen laut den Wissenschaftlern wahrscheinlich darauf zurück, dass das Gehirn von Menschen mit Schizophrenie Beziehungen zwischen Erinnerungen und Ideen anders lernt und sich die Informationen in sogenannten „kognitiven Karten“ merkt. Diese These wird zusätzlich durch Gehirnscans gestützt, die die Gehirnaktivität in Arealen zeigt, die an der Erstellung der „kognitiven Karten“ beteiligt sind.

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2305290120

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