Geschlechter & Alter

Haben Eltern wirklich ein Lieblingskind?

 Robert Klatt

In Familien gibt es oft ein Lieblingskind )kcotS ebodAyerdnA(Foto: © 

Geschwister fragen sich, ob ihre Eltern ein Lieblingskind haben. Nun zeigt eine Studie, dass Eltern tatsächlich Kinder mit bestimmten Eigenschaften positiver wahrnehmen und sie oft bevorzugen.

Provo (U.S.A.). In vielen Familien kommt oft die Frage auf, ob die Eltern ein Lieblingskind haben. Forscher der Brigham Young University (BYU) haben deshalb eine Studie durchgeführt, die untersucht hat, ob und wie die Geburtsreihenfolge, die Persönlichkeit und das Geschlecht des Kindes bei den Eltern für Vorlieben sorgen. Demnach bevorzugen Eltern oft jüngere Geschwister, während ältere Geschwister meistens mehr Autonomie erhalten.

„Es ist hilfreich, die Ergebnisse dieser Studie zu nutzen, um die Muster innerhalb der eigenen Familie zu erkennen. Wenn Eltern sich dieser Dynamik bewusst werden, können sie kleine Anpassungen vornehmen, die allen zugutekommen.“

Die Wissenschaftler haben für ihre Studie Daten von über 19.000 Personen aus unterschiedlichen Quellen analysiert. Diese zeigen, welche Faktoren elterliche Vorlieben beeinflussen und wie dies mittel- bis langfristig auf Kinder wirkt.

Töchter werden oft bevorzugt

Laut der Publikation im Fachmagazin Psychological Bulletin zeigt die Studie zudem, dass Töchter meistens etwas stärker bevorzugt werden als Söhne. Die Unterschiede nehmen jedoch nahezu nur die Eltern wahr, während die Kinder diese nicht bemerken. Ein weiterer Faktor, der dafür sorgt, dass Eltern ein Kind bevorzugen, ist die Persönlichkeit. Kinder, die ausgeglichen und verantwortungsbewusst sind, werden unabhängig vom Geschlecht oder der Geburtsreihenfolge positiver wahrgenommen und oft bevorzugt behandelt.

„Die meisten Eltern fühlen sich einem Kind natürlicherweise stärker verbunden, sei es aufgrund der Persönlichkeit, der Geburtsreihenfolge, des Geschlechts oder gemeinsamer Interessen. Achten Sie auf diese Muster in sich selbst. Beobachten Sie, wie Ihre Kinder auf Situationen reagieren, die als Bevorzugung wahrgenommen werden könnten.“

Psychische Belastung durch unfaire Behandlung

Die Studie zeigt zudem, dass Kinder, die der Ansicht sind, nicht das Lieblingskind ihrer Eltern zu sein, öfter unter psychischen Belastungen leiden und sowohl zu Hause als auch in der Schule öfter durch problematisches Verhalten auffallen.

„Achten Sie auf Situationen, die als unfair wahrgenommen werden. Ihre Kinder werden Ihnen mitteilen, wenn sie etwas als ungerecht empfinden. Entweder fehlt ihnen die Perspektive, oder Sie müssen Ihre Erziehungsmethoden überdenken. Seien Sie offen für Letzteres.“

Wie die Forscher erklären, hoffen sie, dass die Ergebnisse neue Einblicke in familiäre Dynamiken geben, die zuvor nur selten wissenschaftlich untersucht wurden. Eine bewusste oder unbewusste Bevorzugung beeinflusst demnach nicht nur die Beziehung zwischen Geschwistern, sondern auch das individuelle Wohlbefinden der Kinder. Eltern, die bei sich entsprechende Verhaltensmuster erkennen, können diese verändern und dadurch den Zusammenhalt in ihrer Familie stärken.

„Die einfachsten Antworten sind oft die besten. Seien Sie geduldig – mit sich selbst und mit Ihren Kindern. Verbringen Sie gemeinsame Zeit. Tun Sie Dinge, die Ihnen und Ihren Kindern Freude bereiten. Arbeiten Sie zusammen, dienen Sie anderen gemeinsam, beten Sie zusammen. Beziehungen brauchen Zeit, und gemeinsame Aktivitäten in einer Vielfalt von Kontexten haben zahlreiche positive Auswirkungen.“

Psychological Bulletin, doi: 10.1037/bul0000458

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