Bewerbungsgespräch und Co.

Eigenlob – So wirken Menschen kompetent, aber nicht angeberisch

Robert Klatt

Frau überzeugt dank Doppellob in einem Bewerbungsgespräch )kcotS ebodAoidutstniopg(Foto: © 

In bestimmten Situationen wollen Menschen ihre Kompetenz zeigen, ohne angeberisch oder arrogant zu wirken. Psychologen haben nun untersucht, wie dies am besten funktioniert.

Nashville (U.S.A.). In manchen Situationen, etwa bei einem Bewerbungsgespräch oder einer Gehaltsverhandlung, möchten sich Menschen als möglichst kompetent darstellen, ohne dabei angeberisch oder arrogant zu wirken. Forscher der Vanderbilt University haben nun anhand von mehreren Experimenten untersucht, wie dies am besten funktioniert. Dabei entdeckten sie, dass die einfache Lösung ist, nicht nur sich selbst, sondern auch andere Personen zu loben.

Laut ihrer Publikation im Journal of Personality and Social Psychology haben am ersten Experiment 74 Probanden eine Aufgabe im Team bearbeitet. Anschließend sollten die Teilnehmer die Arbeit und ihre individuelle Leistung präsentieren. Ein Großteil (58,1 %) betonte dabei lediglich die eigene Leistung, während knapp ein Drittel (32 %) auch die Leistung der Teammitglieder positiv darstellte.

Die Eigen- und Gruppenlobmuster wurden dann von Beobachtern bewertet. Die unabhängigen Dritten empfanden Personen, die sowohl sich selbst als auch ihre Teamkollegen lobten, als ebenso kompetent wie diejenigen, die nur sich selbst lobten. Allerdings zeigten die Beobachtungen, dass das Erwähnen der Leistungen von Teammitgliedern zusätzlich zur eigenen in puncto Sympathie und Gesamteindruck positiver abschnitt.

Analyse von Bewerbungsunterlagen

In einem weiteren Experiemente haben etwa 200 Führungskräfte und Personalprofis hypothetische Bewerbungsunterlagen beurteilt. In diesem Szenario wirkten Menschen, die sich selbst lobten oder sowohl sich als auch andere lobten, in Bezug auf ihre Kompetenz ebenfalls gleichwertig. Das Hervorheben der Leistung von Kollegen sorgte aber dafür, dass die Bewerber sympathischer erschienen und als positiver wahrgenommen wurden.

Auch in einem Experiment, in dem etwa 1.000 Probanden Aussagen, in denen zwei imaginäre Personen über ein Projekt diskutierten, bewertet haben, wurden Menschen, die die Leistung anderer Personen anerkannten,  als besonders freundlich eingestuft. Äußerungen, die sowohl die eigene Leistung als auch die der anderen positiv herausstellten, wurden im Hinblick auf Kompetenz und Gesamteindruck entweder genauso gut oder sogar besser bewertet als andere Herangehensweisen. Personen, die auf jegliches Selbstlob verzichteten, wurden hingegen als weniger kompetent angesehen.

Doppellob in der Politik

In einem weiteren Experiment haben die Forscher Reden aus dem US-Kongress analysiert und dabei festgestellt, dass jeder zweite Redner sowohl Eigenlob als auch die Würdigung der Leistung von anderen praktizierte. Eine Umfrage unter fast 200 amerikanischen Wählern zeigte, dass diese politische Rhetorik durch ihre Kombination aus Selbst- und Fremdlob dafür sorgt, dass Politiker kompetente und sympathischer wirken.

Journal of Personality and Social Psychology, doi: 10.1037/pspi0000431

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