Robert Klatt
Menschen mit bestimmten Charakterzügen wirken in den unterschiedlichsten Kulturen als „cool“. Die Coolness ist in modernen Gesellschaften demnach eine soziale Belohnung, die zum Beispiel besonders kreative Personen erhalten.
Santiago de Chile (Chile). In Ländern mit einer westlich geprägten Kultur wie Deutschland, U.S.A. und Australien gelten Menschen, die extrovertiert, abenteuerlustig und unabhängig sind, als cool. Forscher der Universidad de Chile haben nun untersucht, ob Coolness auch in anderen Kulturen existiert und ob es zwischen den Ländern Unterschiede gibt. Laut der Publikation im Fachmagazin Journal of Experimental Psychology haben sie dazu rund 6.000 Menschen aus zwölf Ländern befragt, welche Charaktereigenschaften für sie einen Menschen cool wirken lassen.
Die Probanden stammen aus den U.S.A., Australien, Chile, China, Deutschland, Indien, Mexiko, Nigeria, Spanien, Südafrika, Südkorea und der Türkei. Obwohl sich die Kulturen der Länder stark unterscheiden, lassen Extrovertiertheit, Hedonismus, Macht, Abenteuerlust, Offenheit und Unabhängigkeit in allen einbezogenen Kulturen einen Menschen cool wirken. Eine Person, die in Deutschland von der Allgemeinheit als cool angesehen wird, wird somit auch in China, Südkorea und Indien sehr wahrscheinlich für cool gehalten.
Die Antworten der Probanden zeigen zudem, dass coole Menschen nicht immer als gute Menschen angesehen werden, weil sich die Charaktereigenschaften der beiden Typen teilweise stark unterscheiden. Personen mit einem warmherzigen, ruhigen und gewissenhaften Charakter werden demnach meistens als gute Menschen angesehen, aber nicht als coole Menschen. Hedonismus und Macht, die Menschen cool wirken lassen, sorgen hingegen dafür, dass eine Person nicht als guter Mensch betrachtet wird.
„Um als cool zu gelten, muss man normalerweise sympathisch oder bewundernswert sein, was einen mit guten Menschen vergleichbar macht.“
Laut der Wissenschaftler liefert die Studie zudem Hinweise darauf, dass Coolness in modernen Kulturen eine soziale Belohnung, die besonders kreative Menschen, die die unabhängige Gesellschaft mitprägen, belohnt.
„Wenn Coolness ein Status ist, der denjenigen zuerkannt wird, die kulturellen Wandel inspirieren und erleichtern, dann sollten wir vielleicht nicht überrascht sein, dass coole Menschen von San Francisco und Santiago bis Sydney und Seoul Eigenschaften und Werte aufweisen, die sie eher dazu veranlassen, Konventionen infrage zu stellen, innovativ zu sein und andere zu Veränderungen zu bewegen.“
Journal of Experimental Psychology, doi: 10.1037/xge0001799