Partner ähneln sich

Beziehungen - Ziehen sich Gegensätze tatsächlich an?

Robert Klatt

Ähnliche Menschen in einer Beziehung )kcotS ebodAamtieK(Foto: © 

In Deutschland gibt es das alte Sprichwort „Gegensätze ziehen sich an“. Eine Studie hat nun untersucht, nach welche Kriterien Menschen ihre Partner tatsächlich auswählen und ob sich Menschen in Beziehungen eher ähneln oder unterscheiden.

Boulder (U.S.A.). In den letzten Jahren sind mehrere Studie erschienen, die das alte Sprichwort „Gegensätze ziehen sich an“ widerlegen. Zudem existiert in der Verhaltensgenetik die Annahme, dass die Partnerwahl des Menschen zufällig erfolgt. Forscher der University of Colorado Boulder (CU Boulder) um den Matthew Keller haben nun untersucht, anhand welchen Kriterien Menschen ihre Partner aussuchen. Dabei entdeckten sie, dass sich Menschen vor allem in Personen verlieben, die ihnen ähnlich sind.

„Viele Modelle in der Genetik gehen davon aus, dass die Paarung von Menschen zufällig erfolgt. Diese Studie zeigt, dass diese Annahme wahrscheinlich falsch ist.“

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Human Behaviour basiert die Metaanalyse auf 199 früheren Studien, die 22 Faktoren untersucht haben. Zudem haben die Forscher Daten von knapp 80.000 heterosexuellen Paaren aus Großbritannien analysiert. Diese umfassen 133 Faktoren, darunter etwa die politische Einstellung.

Zusammenhang bei vielen Merkmalen

Bei 118 der 133 Merkmale (89 %) besteht ein zumeist positiver Zusammenhang. Partner in Beziehungen sind sich also mit großer Wahrscheinlichkeit in vielen Punkten ähnlich. Das Geburtsjahr ist das Merkmal, bei dem sich Paare am stärksten ähnelten. Auf einer Skala von 0 (kein Zusammenhang) bis 1 (perfekter Zusammenhang) erreichte der Wert hier beeindruckende 0,87. Ebenso zeigte sich eine bemerkenswert hohe Übereinstimmung bei politischen und religiösen Überzeugungen, Bildungsniveaus sowie bestimmten IQ-Messwerten. Auffällig war auch, dass Menschen mit ähnlichen Gewohnheiten, sei es das Rauchen, Trinken oder das Leben in Abstinenz, besonders häufig dazu neigten, Beziehungen miteinander einzugehen.

Negative Zusammenhänge bei der Partnerwahl

Wie Tanya Horwitz erklärt, besteht bei einigen Merkmalen, darunter die Extravertiertheit, kein Zusammenhang.

„Die Menschen haben all diese Theorien, dass Extrovertierte Introvertierte mögen oder dass Extrovertierte andere Extrovertierte mögen. Aber tatsächlich ist es so, als würde man eine Münze werfen.“

In lediglich drei Aspekten des britischen Datensatzes stellten die Forscher einen schwachen, negativen Zusammenhang fest. Dies traf auf den Chronotyp (die Präferenz zwischen Lerche und Eule), die Tendenz zur Besorgnis und Hörschwierigkeiten zu. In diesen Fällen lässt sich also tatsächlich sagen: Gegensätze ziehen sich (zumindest ein wenig) an.

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst in Situationen, in denen wir scheinbar eine Wahl über unsere Beziehungen haben, möglicherweise Mechanismen hinter den Kulissen ablaufen, die uns nicht vollständig bewusst sind.“

Nature Human Behaviour, doi: 10.1038/s41562-023-01672-z

Spannend & Interessant
VGWortpixel