Wahlen in Deutschland

Wo Ärzte, Internet und Co. fehlen, wächst der Zuspruch für die AfD

 Robert Klatt

Alternative für Deutschland (AfD) gewinnt in strukturschwachen Regionen )kcotS ebodArekceB netsroT(Foto: © 

Die Alternative für Deutschland (AfD) erreicht vor allem in Regionen mit einer schlechten Versorgungslage, etwa wenig Ärzten und langsamen Internet, einen hohen Stimmanteil. In Regionen mit einer durchschnittlich hohen Bildungsquote und hohen Einkommen wählen deutlich weniger Menschen die Partei.

Bonn (Deutschland). Die Alternative für Deutschland (AfD) erzielt bei bundesweiten Umfragen etwa 23 Prozent der Stimmen. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigte jedoch kürzlich, dass die Partei vor allem in wirtschaftlich schwachen Transformationsregionen deutlich beliebter ist. Nun haben Forscher der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) untersucht, welche Faktoren den Zuspruch für die AfD erhöhen.

Dazu haben sie Daten einer 2023 publizierten Studie verwendet, laut der die Bundesrepublik Deutschland in fünf Regionen mit deutlichen Unterschieden bei den aktuellen Lebensverhältnissen und den Zukunftsaussichten der Menschen unterteilt werden kann. Die Wissenschaftler konnten so analysieren, ob und wie Besonderheiten in der ökonomischen und sozialen Infrastruktur die AfD-Wahlergebnisse bei der letzten Bundestagswahl beeinflusst haben. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass eine bessere Versorgungslage, etwa mehr Ärzte oder eine höhere Internetgeschwindigkeit, die Stimmen für die AfD reduziert.

Versorgungslage beeinflusst Stimmanteil der AfD

Laut der Studie war der Stimmanteil der AfD in dynamischen Städten wie München mit einer hohen Akademikerdichte und einer guten Infrastruktur am geringsten (13,1 %). In der soliden Mitte, etwa im ländlichen Westdeutschland, wo sowohl das Einkommen der Menschen als auch die Wahlbeteiligung sich im Mittelfeld befinden, hat rund ein Fünftel die AfD gewählt (20,7 %). Ähnlich hoch waren die Stimmanteil der Partei auch in früheren Industrieregionen wie dem Ruhrgebiet (19,2 %), also Regionen mit einer hohen Verschuldung und viel Armut. Am meisten Stimmen konnte die Partei jedoch in strukturschwachen Regionen wie dem ländlichen Osten gewinnen (40,5 %), also in Regionen mit besonders geringen Einkommen und Ärztemangel.

Die Wissenschaftler haben zudem im Detail untersucht, welche Versorgungsleistungen den Stimmanteil der AfD besonders stark beeinflussen. Demnach sorgen vor allem eine hohe Kinderbetreuungsquote, gut ausgebautes Internet und eine hohe Bildungsquote dafür, dass weniger Menschen die Partei wählen.

„Eine funktionierende Demokratie organisiert einen wichtigen Teil des alltäglichen Lebens von uns allen. Wenn aber regelmäßig die Schule ausfällt, die Kita zu hat, das Internet lahmt, der Bus nicht kommt und man zur nächsten Ärztin ewig fahren muss, dann bekommen die Menschen das Gefühl: Man lässt uns im Stich.“

Die Studienautoren empfehlen angesichts der Ergebnisse, die öffentliche Infrastruktur auch in ökonomisch schwachen Regionen deutlich auszubauen, um den Stimmanteil der AfD zu senken und die Demokratie zu schützen.

„Die öffentliche Versorgung kaputtzusparen, ist Gift für unsere Demokratie.“

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