Robert Klatt
Im OECD-Vergleich ist nur in Belgien die Steuerbelastung noch höher als in Deutschland. Aufgrund der hohen Komplexität der Steuergesetzte und der zahlreichen legalen Sparmöglichkeiten lohnt sich daher häufig auch für normale Angestellte die Beauftragung eines Steuerberaters.
Paris (Frankreich). Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehört Deutschland global betrachtet zu den Ländern mit den höchsten Steuern für Angestellte. Lediglich in Belgien ist die Belastung durch Steuern und Sozialabgaben innerhalb der untersuchten OECD-Mitgliedsstaaten noch größer als in Deutschland. Berechnet wurde dies auf Basis des sogenannten Steuerkeils, der die Differenz aus den Arbeitskosten der Unternehmen und dem Nettoverdienst der Beschäftigten abbildet. Neben der Einkommenssteuer der Angestellten werden auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile für die Sozial- und Krankenversicherung sowie weitere Transferleistungen berücksichtigt.
Innerhalb der OECD-Mitgliedsstaaten lag die steuerliche Belastung eines alleinstehenden Angestellten im betrachteten Zeitraum bei durchschnittlich 25,5 Prozent. Die Nettobelastung, also die Belastung durch Steuern und Sozialabgaben nach Abzug aller Vergünstigungen, in Deutschland lag hingegen mit 39,7 Prozent fast 15 Prozent über dem Mittelwert.
Betrachtet man die Bruttobelastung, also die Besteuerung der Einkommen ohne die Inanspruchnahme der legal nutzbaren Vergünstigungen, ist das verfügbare Nettoeinkommen in Deutschland sogar noch wesentlich geringer. Besonders für Laien, die laut Steuerexperten wie Paul Kirchhof das fast rund 250 Seiten lange Einkommensteuergesetz kaum verstehen können, ist es daher empfehlenswert einen Steuerberater zu konsultieren, um so durch die Ausschöpfung aller im Rahmen der Gesetze zur Verfügung stehenden Möglichkeiten die hohe steuerliche Belastung zu minimieren.
Verheiratete Arbeitnehmer mit zwei Kindern zahlen zwar auch in Deutschland deutlich weniger Steuern als alleinstehende Personen, liegen aber mit einer durchschnittlichen Nettobelastung von 21,7 Prozent, selbst wenn ein Steuerberater alle Sparpotenziale ausschöpft noch deutlich über dem OECD-Mittel von 14,2 Prozent. Lediglich in sechs der OECD-Mitgliedsstaaten werden verheiratete Paare mit zwei Kindern noch höher besteuert als in Deutschland.
Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler (BdSt) erklärt, dass „in Deutschland schon gut ausgebildete Facharbeiter oft den Spitzensteuersatz zahlen“, der ab einem Einkommen von 55.961 Euro anfällt und 42 Prozent beträgt. Holznagel fordert daher, dass die Politik diesen Missstand beseitigen muss, um nur noch Personen mit wirklich hohen Einkommen mit dem Spitzensteuersatz zu belasten. Im Jahr 2018 mussten mehr als vier Millionen Deutsche, also auch Menschen, die die Allgemeinheit nicht als reich ansieht, den Spitzensteuersatz bezahlen.
OECD publishing, doi: 10.1787/9b9efa43-de