Offshore-Finanzsysteme

So verstecken Superreiche ihre Vermögen im Ausland

 Robert Klatt

Vermögen wird durch Offshore-Konto versteckt )kcotS ebodAnagohnarf(Foto: © 

Milliardäre, Prominente und Oligarchen verstecken ihre hohen Vermögen oft in Offshore-Finanzplätzen. Eine neue Analyse zeigt nun, dass die dabei verwendeten Strategien sich je nach Herkunftsland der vermögenden Personen stark unterscheiden.

Hanover (U.S.A.). Die Panama Papers und ähnliche Leaks haben in den letzten Jahren gezeigt, dass viele reiche Einzelpersonen, darunter Milliardären, Prominente und Oligarchen, Offshore-Finanzsysteme nutzen, um ihre beträchtlichen Vermögen zu verschleiern und vor dem Zugriff staatlicher Behörden zu schützen. Forscher der Dartmouth University haben nun eine Studie publiziert, dass dabei klare Muster zum Einsatz kommen, die sich je nach Herkunftsland der Personen stark unterscheiden.

„Unser übergeordnetes Ziel ist es, die Muster der Geheimhaltung hinter Offshore-Investitionen besser zu verstehen. Wir betrachten das als eine Dimension eines sich entwickelnden Schattenfinanzsystems, das den Eliten dient – oft auf Kosten der Steuerzahler.“

Laut der Publikation im Fachmagazin PLOS One hat die Studie die Methoden von Eliten aus 65 Ländern untersucht. Als Datenbasis diente die Offshore Leaks Database des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), die Informationen zu rund 3.000 Milliardären, Staatsoberhäuptern und weiteren vermögenden Personen enthält. Die Qualität der Rechtsstaatlichkeit der jeweiligen Herkunftsländer haben die Forscher mithilfe des Rule of Law Index des World Justice Project klassifiziert.

„Durch die Kombination beider Datensätze mit Methoden des maschinellen Lernens und der Netzwerk-Analyse konnten wir verschiedene Offshore-Strategien identifizieren.“

Strategien zur Vermögensverschleierung

Zu den untersuchten Indikatoren zählten unter anderem das Ausmaß der Identitätsverschleierung durch vermögende Einzelpersonen, der prozentuale Anteil ihres Kapitals, das in etablierten Offshore-Standorten wie den Britischen Jungferninseln deponiert ist, sowie der Grad der Vermögensstreuung über sogenannte „blacklisted jurisdictions“. Dabei handelt es sich um Finanzzentren, die nur geringe oder keinerlei Auskünfte an ausländische Behörden erteilen und häufig außerhalb der regulierten Finanzarchitektur agieren.

„Ein Ziel der Studie war es, eine rein quantitative Analyse durchzuführen – ohne subjektive Einschätzungen, nur basierend auf tatsächlichem Verhalten der Akteure.“

Insgesamt konnten die Wissenschaftler drei Verhaltensmuster für die Vermögensverschleierung entdecken, die sich je nach Herkunftsland des Besitzers stark unterscheiden.

  • Verschleierungsstrategie – Reichem aus einem Staat, in dem Vermögensbeschlagnahmung entweder durch fehlende Bürgerrechte oder durch konsequente Regulierung droht, ist vor allem eine hohe Anonymität wichtig. Sie setzen auf sogenannte „blacklisted jurisdictions“, verwenden Inhaberaktien, bei denen der Eigentümer nicht verzeichnet ist, oder nominierte Vertreter, um ihre Identität zu verbergen.
  • Konfetti-Strategie –Eliten aus autoritär regierten Staaten, in denen politische Vergeltung droht, verteilen ihr Vermögen über möglichst viele Offshore-Standorte hinweg, um durch eine maximale Zersplitterung ihr Risiko zu minimieren.
  • Hybridstrategie – Vermögende, die sich sowohl vor Enteignung als auch vor Korruption schützen wollen, setzen auf eine Kombination aus Diversifikation und Verschleierung

„Eigentlich würde man erwarten, dass sich normale wohlhabende Personen – also keine Drogenhändler oder Kriminellen – von schwarzen Listen fernhalten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.“

Laut den Wissenschaftlern offenbart die Analyse, dass nicht nur Reiche aus autokratischen oder korrupten Ländern Offshore-Modelle zur Verschleierung ihrer Vermögen nutzen, sondern auch Menschen aus intakten Demokratien wie Deutschland. Der Anteil der Vermögen, die in „blacklisted jurisdictions“ aufbewahrt werden, schwankt jedoch stark und liegt bei Eliten aus Ländern wie Peru, Thailand, Indonesien und Malaysia mit 70 bis 90 Prozent deutlich höher als bei Eliten aus China, Brasilien, Indien und Russland, die nur etwa ein Drittel ihrer Vermögen in diesen Ländern aufheben lassen.

„Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse für politische Entscheidungsträger von Nutzen sind, die gegen diesen finanziellen Aderlass vorgehen wollen.“

PLOS One, doi: 10.1371/journal.pone.0326228

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