Robert Klatt
In Deutschland ist ein Großteil der Bevölkerung der Ansicht, dass das Land keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen kann, weil dies die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen überlasten würde.
Gütersloh (Deutschland). Die Bertelsmann Stiftung untersucht seit 2012 die Willkommenskultur gegenüber Migranten und Flüchtlingen in Deutschland. Laut der aktuellen Publikation (PDF) haben in der Bevölkerung die Sorgen vor negativen Folgen der Migration deutlich zugenommen. Viele Deutsche befürchten demnach angesichts der hohen Inflation, der Energiekrise und der steigenden Flüchtlingszahlen, dass es zu enormen Mehrkosten für den Sozialstaat sowie zu Problemen in Schulen und mehr Wohnungsnot kommt.
In Deutschland ist deshalb die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, stark gesunken. 2021 waren 36 Prozent der Bevölkerung der Ansicht, dass Deutschland seine Belastungsgrenze erreicht hat und keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen sollte. Im Oktober 2023, als die Umfrage für den aktuellen Bericht durchgeführt wurde, waren es bereits 60 Prozent.
Dies bedeutet laut Ulrike Wieland jedoch nicht, dass die Deutschen die zugewanderten Menschen ablehnen. Stattdessen entsteht die Skepsis in der Bevölkerung vor allem, weil diese befürchtet, dass die Aufnahme weiterer Menschen mit den existierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht möglich ist.
„Die stark gestiegenen Bedenken sind bezogen auf die systemischen Kapazitäten.“
Ein Großteil der Teilnehmer (73 %) ist der Ansicht, dass trotz der Skepsis und Sorgen weiterhin eine Willkommenskultur gegenüber Migranten besteht, wenn diese zu Arbeits- oder Bildungszwecken nach Deutschland kommen. Gegenüber Flüchtlingen ist der Anteil deutlich geringer (53 %). Viele Menschen sind zudem der Ansicht, dass Migration für die Ansiedlung internationaler Firmen wichtig ist (63 %), gegen die Überalterung hilft (62 %) und das Leben in Deutschland interessanter macht (61 %).
