Deutschland

Ökonom schlägt vor, das Rentenalter an die Lebenserwartung zu koppeln

 Robert Klatt

Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung )kcotS ebodAGM-sotofkcotS(Foto: © 

Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland kann sich nicht selbst finanzieren und wird mit Milliarden Euro Steuergeld unterstützt. Der Volkswirt Markus Konrad Brunnermeier schlägt deshalb vor, das Renteneintrittsalter an die individuelle Lebenserwartung zu koppeln. Umsetzbar wäre dies etwa mit einer Art Musterung beim Amtsarzt.

Berlin (Deutschland). Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland hat 2024 rund 403 Milliarden Euro ausbezahlt. Ein Großteil davon entfiel auf Rentenzahlungen und Beiträge zur Krankenversicherung der Rentner. Das System wird größtenteils durch Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Weil diese Einnahmen nicht ausreichen, hat die Rentenkasse 2024 Zuschüsse aus Steuermitteln von rund 84 Milliarden Euro erhalten.

In den kommenden Jahrzehnten wird die Belastung der öffentlichen Haushalte aufgrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Zahl der Rentenempfänger weiter steigen. Immer mehr Politiker und Ökonomen sprechen sich deshalb für eine Reform des staatlichen Rentensystems aus. Markus Konrad Brunnermeier, ein deutscher Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University, hat bei einer Kabinettsklausur der Bundesregierung kürzlich ein neues Konzept präsentiert, das vorsieht, das Renteneintrittsalter an die individuelle Lebenserwartung der Person zu koppeln.

„Wir müssen einen Weg finden, die Lebenserwartung individuell zu berechnen, von der das Renteneintrittsalter dann abhängt. Vielleicht müssen die Leute zu einer Art Musterung beim Amtsarzt, der mithilfe von KI die Lebenserwartung bestimmt.“

Renteneintrittsalter und Lebenserwartung

In der Ökonomie ist die Idee, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, angesichts des demografischen Wandels nicht neu. Bisherige Konzepte, darunter auch ein Konzept der deutschen Ökonomin Veronika Grimm, haben aber nicht berücksichtigt, dass sich die individuelle Lebenserwartung von Menschen auch innerhalb eines Landes stark voneinander unterscheidet, und deshalb nur die durchschnittliche Lebenserwartung betrachtet.

Das Konzept von Brunnermeier sieht hingegen vor, dass das Renteneintrittsalter eines Menschen individuell ermittelt wird, etwa durch eine Art Musterung beim Amtsarzt. Eine Person mit einem besonders belastenden Beruf oder mit bestimmten Vorerkrankungen könnte demnach früher in Rente gehen als eine gesunde Person mit einem weniger belastenden Beruf.

„Ich bin in einer Zimmermannsfamilie aufgewachsen. Ich schätze, kein Ökonom hat so viele Dächer gedeckt wie ich. Leute, die das ihr ganzes Leben machen, sollten nicht noch mit 70 Jahren auf Dächern rumkraxeln.“

Zudem spricht sich Brunnermeier dafür aus, dass die Rente über den Kapitalmarkt finanziert werden soll. In Deutschland findet dies, im Gegensatz zu vielen staatlichen Rentensystemen in anderen Ländern, bisher nicht statt.

„Wenn man das tut, wird die Rente bis zum eigentlichen Renteneintrittsalter über den Kapitalmarkt finanziert. Dafür fangen die Leute in der Frühphase ihres Lebens an zu sparen, dieses Geld wird in Aktien oder Private Equity gesteckt.“

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