Schlusslicht in Westeuropa

Lebenserwartung in Deutschland fällt weiter zurück

Robert Klatt

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Deutschland liegt bei der Lebenserwartung hinter dem westeuropäischen Durchschnitt. Der Abstand zu den anderen Ländern nimmt weiter zu.

Berlin (Deutschland). Im Jahr 2000 lag die Lebenserwartung bei der Geburt in Deutschland 0,7 Jahre unter dem westeuropäischen Durchschnitt. Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) um Pavel Grigoriev haben nun eine neue Studie publiziert, laut der der Abstand bis zum Jahr 2020 auf 1,7 Jahre gestiegen ist. Die Bundesrepublik gehört damit in Westeuropa bei der Lebenserwartung zu den Schlusslichtern.

„Der Beginn der 2000er-Jahre markiert einen Wendepunkt in der Dynamik der Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland.“

Laut der Publikation im Fachmagazin Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz haben die neuen Bundesländer ihren Abstand in der Lebenserwartung zu Westdeutschland und Westeuropa nach der Wiedervereinigung zunächst stark reduziert, weil hohe Investitionen in das Gesundheitssystem geflossen sind. Die Entwicklung hielt aber nicht bis zum Jahr 2020 an.

„Seit der Jahrtausendwende haben jedoch sowohl West- als auch Ostdeutschland gegenüber den anderen Ländern Westeuropas an Boden verloren.“

Einfluss unterschiedlicher Altersgruppen

Der größer werdende Rückstand bei der Lebenserwartung geht unter anderem darauf zurück, dass die Sterblichkeit bei Frauen ab 75 Jahren in Deutschland deutlich höher ist als bei gleichalten Frauen aus anderen westeuropäischen Ländern. Bei Männern ist vor allem die im westeuropäischen Vergleich höhere Sterblichkeit im Alter von 55 bis 74 Jahren für die Zunahme des Rückstands verantwortlich.

„Hinsichtlich der Todesursachen erklärte sich der Rückstand insbesondere durch eine höhere Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“

Die Studiendaten zeigen laut Sebastian Klüsener, dem Forschungsdirektor des BiB, dass Deutschland vor allem bei der Tabak- und Alkoholprävention, der gesunden Ernährung und der Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch großen Verbesserungsbedarf hat.

„Hier besteht noch einiges Potenzial, um uns für den momentanen Alterungsprozess der Gesellschaft besser aufzustellen.“

Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, doi: 10.1007/s00103-024-03867-9

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